Kleine Zeitung Kaernten

Wann hat Vettel endgültig genug?

Sebastian Vettel kommt seit einem Jahr nicht mehr aus einer Negativser­ie heraus. Ob da ein frühzeitig­er Wechsel von Ferrari etwas bringt? Und ob Red Bull die Lösung wäre?

- Von Karin Sturm aus Hockenheim

Vor einem Jahr, mit dem fatalen Ausrutsche­r im Rennen in Hockenheim, begann für Sebastian Vettel eine Negativser­ie, aus der er nur schwer wieder herausfind­et. Wobei neben den technische­n Problemen mit seinem Ferrari, der immer weniger zu seinem Fahrstil passt, auch noch andere Punkte eine Rolle spielen: Vettel spürt immer mehr, dass die heutige Formel 1 nicht mehr die seine ist – und dass wohl auch mit dem neuen Reglement ab 2021 keine Besserung in Sicht ist. Kein Wunder, dass allmählich die Frage aufkommt: Wie lange tut er sich das alles überhaupt noch an?

Lewis Hamilton möchte seinen langjährig­en großen Rivalen jedenfalls nicht so bald verlieren und stärkt ihm den Rücken, hält auch die immer wie

der kommenden Verweise auf Hockenheim 2018 für Unsinn: „Generell denke ich nicht sehr oft über Sebastian nach. Ich glaube jedoch nicht, dass mit ihm etwas Besonderes passiert ist, weder in Hockenheim noch an einem anderen Rennwochen­ende. Gewiss, er und Ferrari haben Mühe. Er hat auch einen jungen Stallgefäh­rten, der einen sehr guten Job macht. Das sind keine einfachen Zeiten für Sebastian. Aber wir sprechen hier noch immer von einem vierfachen Weltmeiste­r. Die Leute neigen zur Vergesslic­hkeit. Ich weiß, welch ein formidable­r Gegner er ist. Ich bleibe davon überzeugt, dass er die schwierige­n Zeiten hinter sich lassen wird und bald wieder ganz starke Leistungen zeigt.“

Dass er sich im Moment nicht wohlfühlt, ist jedenfalls eindeutig. Bei Ferrari nicht – aus verschiede­nen Gründen. Vor allem, weil er merkt, dass vieles nicht in seine Richtung läuft. Die Änderungen am Auto seit Frankreich kommen seinem Fahrstil immer weniger entgegen. Er braucht ein stabiles Heck, die Versuche, den Ferrari dadurch schneller zu machen, dass man mehr Anpressdru­ck auf die Vorderachs­e bringt, bewirken das Gegenteil. Dazu kommt der politische Einund fluss der Todt-Familien im Hintergrun­d von Charles Leclerc.

Und die allgemeine Situation in der Formel 1, die mehr Kalkuliere­n statt Fahren am Limit erfordert, die vielen Diskussion­en über Strafen in den letzten Jahren: Oft genug hat Sebastian Vettel deutlich gesagt, wie sehr ihm all das die Freude an der Formel 1 raubt. Bleibt die Frage nach den Konsequenz­en. Von einem vorzeitige­n Rücktritt – vor Ende 2020, wenn sein Ferrari-Vertrag ausläuft –, will auch der

Heppenheim­er nichts wissen. „Ich liebe den

Rennsport in der Formel 1 fahren noch immer die schnellste­n Autos.“

Der Ferrari-Vertrag steht einem vorzeitige­n Teamwechse­l im Weg. Aber manchmal lässt sich auch an Verträgen etwas drehen. Timo Glock, hessischer Vertrauter von Vettel, hielte einen Wechsel für eine denkbare Lösung: „Ja, das glaube ich schon, das hat man oft gesehen. Lewis Hamiltons Wechsel von McLaren zu Mercedes zum Beispiel.“Hamilton ging 2013 zu den Silberpfei­len und wurde seitdem viermal Weltmeiste­r. Vettel wird mit einer Rückkehr zu Red Bull in Verbindung gebracht. „Viel- leicht würde es ihm guttun“,

meint Glock.

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