Andritz-Chef sieht trotz Schuler keine „Krise“
„Sorgenkind“sei laut Wolfgang Leitner nur die Metals-Sparte. Papier und Zellstoff boomen.
Die schlechte Nachricht hatte Andritz schon vor ein paar Tagen vorausgeschickt. Der Konzern schneidet tief bei seiner Maschinenbau-Tochter Schuler ins Geschäft, baut 500 von 4000 Stellen in Deutschland ab. Eine „Krisensituation“sei das nicht, erklärt Andritz-Chef Wolfgang Leitner am Freitag in Wien.
Die Metals-Sparte, zu der Schuler gehört, ist Leitners „Sorgenkind“. 3,5 Millionen Euro Verlust verursacht Schuler, auch der Rest der Sparte ist mit 3,5 Millionen Euro in den roten Zahlen. Richtig rund läuft es zwar auch in den Sparten Hydro (Wasserkraft) und Separation nicht, dafür erlebt die Zellstoff- und Papiersparte einen Boom mit einem 63 Prozent höheren Auftragseingang zum Halbjahr. Leitner: „Wir sind in Summe zufrieden.“
Schuler als weltgrößter Pressenhersteller für Autoteile leidet unter der Branchenkrise. Er sitzt in Deutschland mit vielen Standorten bei den Autobauern. „Das ist nicht zukunftsträchtig“, so Leitner. „Es gibt viele Parallelstrukturen.“Neuer Personalaufbau finde in China oder Brasilien statt.
2013 hatte Leitner Schuler günstig gekauft, nach jahrelanger Kontaktpflege, worauf der Konzernchef immer stolz war. „Schuler bleibt eine gute Akquisition“, betont er. „Aber künftig sind wir risikoärmer unterwegs.“Jährliche Kosteneinsparungen ab 2022 in Höhe von 60 Millionen Euro bringt der Jobabbau. Einmalig sorgt der Schnitt 2019 für eine Gewinnschmälerung von 110 Millionen Euro. Auch ohne Schuler hätte sich heuer der Gewinnrückgang des Vorjahres fortgesetzt. 2020 sollte die Optik dann wieder besser sein.
(Leitner) ist ein Fall, den Andritz gerade in den USA auszufechten hat. Bei einer Schiffslieferung von 400 Kisten Material für ein Walzwerk entdeckten Beamte in zwei Kisten Wespenlarven. Nach einem sofortigen Einfuhrstopp für die gesamte Ladung musste Andritz über Mexiko ausweichen. Der Umweg sorgte für wochenlangen Verzug und mehrere Millionen Euro Schaden. Über die Höhe einer Strafe verhandelt Andritz gerade mit den US-Behörden.