Vom göttlichen Schubert bis zum schwarzen Mozart
Das Picknick-Konzert in Damtschach ist heute „Schubert & friends“gewidmet. Freunde der Wiener Klassik sind auch die Musiker von „Prisma“.
Aus einem Gang hörte man von ferne näher kommenden Gesang. Im vollen Saal übernahm die Blockflöte das Thema, Cembalo und Cello stimmten ein: Es waren stimmungsvolle, neapolitanische Gesänge aus dem 17. Jahrhundert, die Jan van Elsacker im Tentschacher Schloss stilsicher gestaltete. Die hochvirtuose Paula Pinn (Blockflöte) wusste auch solistisch zu glänzen. Sara Johnson Huidobro (Cembalo, Klavier) und Wilhelm Pflegerl (Cello) begleiteten gekonnt.
Ohne Einschränkungen und nach Herzenslust wurde musiziert. Deshalb hat man die neue Konzertreihe, hinter der Trigonale-Chef Stefan Schweiger steckt, auch „Laboratorium“getauft. Zu hören war ein buntes Programm: Nach einer vital musizierten Suite von Henry Purcell (mit Gerswind Olthoff, Viola) ging es im Burghof weiter, wo die gebürtige Kärntnerin Bea Robein mit fülligem, dunkeltimbriertem Mezzosopran bei Liedern von Ralph Vaughan Williams faszinierte, immer im Zwiegespräch mit der Violine, die vom Kärntner Fritz Kircher sauber gespielt wurde.
Blitze, Donnergrollen, eine herumsausende Fledermaus: Zum Finale wurde es im dunklen Schlosshof direkt unheimlich, als Sänger und Ensemble fünf Schottische Lieder von Beethoven klangschön darboten. Als Zugabe gab es einen echten Schlager „Gute Nacht, Freunde“von Reinhard Mey. Jubel!
Heuer ist Schubert dran. Nach Haydn, Mozart und Beethoven in den Vorjahren hat das Wiener Originalklang-Ensemble „Prisma“dann den vier Meistern der Wiener Klassik gehuldigt – seinen „ganzen Göttern“, wie der Geiger und Orchesterleiter Thomas Fheodoroff schmunzelnd sagt. Bereits zum vierten Mal spielen die Musiker im Rahmen des Carinthischen Sommers bei den Picknick-Konzerten in Schloss Damtschach auf.
Was mit Menuetten von Franz Schubert um 11 Uhr beginnt, soll auch tagsüber nicht zu schwermütig werden, und so erklingt Tanzmusik aus der Zeit des Wiener Kongresses oder eine Auswahl an Fantasien von Henry Purcell im mittelalterlichen Keller des Schlosses. „Auch Purcell lässt in tiefere Seelengründe blicken“, erläutert
Fheodoroff die Gegenüberstellung mit Schubert, „beide sind komplett verschieden, aber es gibt sehr viele Brücken zwischen ihnen.“
Familienfreundlich und entspannt ist das Herumflanieren zwischen den einzelnen Aufführungsorten in Garten und Schloss, „die Konzertbesucher erleben hier Begegnungen, wie sie sonst nicht stattfinden“, schwärmt Fheodoroff von der gemütlichen und familienfreundlichen Atmosphäre in Damtschach. Humorvolles für Groß und Klein steht mit Alan Ridouts „Ferdinand, der Stier“für einen Sologeiger und Erzähler ebenso auf dem Programm wie Werke der jungen Schweizer Cellistin und Komponistin Ursina Braun, ein Ensemblemitglied, das ebenfalls auf den Stier Ferdinand gekommen ist.
Einiges zu entdecken gibt es außerdem am Montag beim „Concert spirituel“des Wiener Ensembles in der Stiftskirche Ossiach. Neben „Klassikern“von Mozart und Haydn steht ein Werk von deren exotischem Zeitgenossen Joseph Boulogne Chevalier de Saint-Georges auf dem Programm, Fheodoroff: „Ein Virtuose auf der Geige, ein Fechtkünstler, der als Mulatte von den Antillen stammt und als der schwarze Mozart gilt.“