Ertrinken: Badeseen als Gefahr für Jugendliche
Wo sich Badeunfälle mit Kindern und Jugendlichen ereignen, hängt vom Alter ab: Der Experte über sicheren Badespaß.
Ertrinken zählt zu den häufigsten Todesursachen für Kinder bis zum 14. Lebensjahr – dabei unterscheiden sich die Gefahrenzonen aber je nach Alter. „Kleinkinder ertrinken meist zu Hause, Grundschulkinder im Schwimmbad und Jugendliche eher in Seen oder Flüssen“, beschreibt Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Bei kleinen Kindern können schon wenige unbeaufsichtigte Sekunden reichen: „Gelangen Kinder mit dem Gesicht unter Wasser, kann das
eine Schockreaktion auslösen: Die Kehlkopfmuskulatur verkrampft sich und macht die Atmung unmöglich“, erklärt der Experte. Zu diesen Unfällen komme es vor allem, weil Eltern für einen Moment unaufmerksam sind: Sie reden mit anderen, lesen oder schauen aufs Handy.
Kerbl gibt außerdem zu bedenken: „Dass Kinder einen Schulschwimmkurs absolviert haben, heißt noch nicht, dass sie sichere Schwimmer sind.“Er rät, dass Kinder mit fünf bis sechs Jahren schwimmen lernen, Eltern in den ersten Jahren danach ihre Kinder am Wasser trotzdem nicht aus den Augen lassen. „Eltern sollten sich über einen längeren Zeitraum durch Beobachtung versichern, dass das Kind ein sicherer Schwimmer ist“, sagt Kerbl.
„Jugendliche tun leider riskante Dinge, um sich gegenseitig zu imponieren“, sagt Kerbl. Wird dieses Risikoverhalten noch mit dem Konsum von Alkohol oder Drogen gepaart, sei die Gefahr besonders groß. „Wir dürfen auch nicht vergessen, dass 10 bis 15 Prozent der Jugendlichen nicht schwimmen können“, sagt der Experte. In natürlichen Gewässern stellen Strömungen eine zusätzliche Gefahr dar.
Ein seltenes, aber gefährliches Phänomen ist das „sekundäre Ertrinken“: Gelangt Wasser z. B. durch versehentliches Einatmen in die Lunge, können Entzündungen oder andere Lungenschäden die Folge sein. Das kann bis zu 24 Stunden nach einem Wasserunfall zu lebensbedrohlichen Atemproblemen führen („Ertrinken im Schlaf “). Was unabhängig vom Alter gilt: Sowohl bei kleinen Kindern als auch bei Jugendlichen ertrinken mehr Buben als Mädchen.