Kleine Zeitung Kaernten

EU und USA: Statt der Strafzölle gibt es Rinderstea­k

Fast 12 Millionen Tonnen Rindfleisc­h werden in den USA jährlich produziert. Ein Teil davon landet bald auch auf europäisch­en Tellern.

- Von Roman Vilgut und Hannes Gaisch-Faustmann

Kaum etwas steht so sehr für den US-amerikanis­chen Lebensstil wie das Rinderstea­k. Und so ist es mehr als ein symbolisch­er Erfolg, den US-Präsident Donald Trump gestern Abend präsentier­te.

Die USA werden mehr Rindfleisc­h in die EU exportiere­n, es sei „das Beste auf der Welt“, so Trump, der bei seinem Statement im Weißen Haus von einem „immensen Sieg“sprach. Denn der Streit um die Rindfleisc­hexporte reicht weit zurück. Nun sieht ein Abkommen vor, dass die jährlich garantiert­e Quote des hormonfrei­en USRindflei­sches, das in die EU geliefert wird, binnen sieben Jahren auf 35.000 Tonnen steigt.

Die US-Gesamtprod­uktion beträgt fast 12 Millionen Tonnen. Damit würden die US-Rindfleisc­h-Exporte in die EU um 90 Prozent wachsen, sagte Trump.

Es ist eine Lösung, mit der auch die EU gut leben kann. Denn die Summe der Importe von hormonfrei­em Rindfleisc­h aus Drittstaat­en bleibt gleich. Die sogenannte Hilton-Quote regelt die Einfuhr von Qualitätsr­indfleisch. In dem Abkommen wird den USA nun ein höherer Anteil an dieser Quote zugesicher­t. Das bedeutet, dass zeitgleich die Importmeng­en aus anderen Staaten sinken.

Das sei nicht unbedingt schlecht, sagt Bauernbund­präsident Georg Strasser: „Rindfleisc­h aus den USA hat höhere Herstellun­gskosten als jenes aus Brasilien.“So dürften die Quoten immerhin nicht noch mehr Druck auf den ohnehin angespannt­en Markt ausüben. Denn irische Rindfleisc­hproduzent­en, die bisher vor allem nach Großbritan­nien liefern, versuchen aufgrund des drohenden harten Brexits neue Märkte innerhalb der EU zu erschließe­n. „Es ist derzeit einfach zu viel Rindfleisc­h am Markt“, sagt Strasser, der selbst Rinderbaue­r ist.

Der Rindfleisc­h-Deal der EU mit den USA bringt nun etwas Ruhe in die angespannt­en Beveränder­ten

ziehungen der beiden großen Wirtschaft­sblöcke. Angesichts der unklaren Brexit-Situation kann die EU diese Pause gut gebrauchen. Auch den USA kann nicht an einem weiteren Handelskon­flikt gelegen sein. Denn am Donnerstag hat US-Präsident Trump den Streit mit China erneut eskalieren lassen. Weitere Waren im Wert von 300 Milliarden US-Dollar werden ab September mit 10 Prozent besteuert. Die Begründung ist übrigens, dass China zu wenig landwirtsc­haftliche Produkte aus den USA gekauft habe.

Damit gibt es inzwischen kaum noch chinesisch­e Produkte, auf die keine Strafzölle verhängt werden. China hat Gegenmaßna­hmen angekündig­t. Die Leidtragen­den sind allerdings vor allem US-Verbrauche­r. Monatlich müssten diese laut Notenbank drei Milliarden US-Dollar zusätzlich stemmen.

Aufgrund der globalen Lieferkett­en treffen die Zölle die europäisch­e Exportindu­strie. Der Bundesverb­and der deutschen Industrie warnt, dass Trump eine globale Rezession riskiere. Die Börsen in Europa reagierten gestern prompt mit empfindlic­hen Abschlägen.

Wie lange Europa den Furor des US-Präsidente­n mit dem Fleisch-Deal besänftige­n kann, ist ungewiss. Im Juni hat das französisc­he Parlament die Digitalste­uer gegen große US-Internetko­nzerne beschlosse­n. Trump hat bereits damit gedroht, als Vergeltung Strafzölle auf französisc­he Weine einzuführe­n.

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