KÄRNTNER DES TAGES
Michael Paumgarten (47) spielt bei den Gegendtaler Passionsspielen den Christus in Kärntner Mundart.
Michael Paumgarten spielt bei den Gegendtaler Passionsspielen den Christus in Kärntner Mundart.
Die Gegendtaler Passionsspiele, 2013 das letzte Mal aufgeführt, starteten heuer gleich mit echten Schmerzen und Blessuren: Einer der Engel hatte bei der Anfahrt zur Vorstellung mit seinem Motorrad einen Unfall, Jesus verletzte sich an einer herausstehenden Schraube und schließlich stürzte fast das Kreuz in der Kreuzigungsszene ungeplant ab. Aber: „Ich bin ein harter Hund“, schmunzelt Jesus-Darsteller Michael Paumgarten (47), der sein Debüt in der in Kärntner Mundart gehaltenen Leidensgeschichte Christi gab.
Elf Mal stehen bis 9. August rund 100 Laiendarsteller aus Oberkärnten in der imposanten Naturkulisse des Krastaler Steinbruchs auf der Bühne – und dabei zählt sich auch der Hauptdarsteller und Berufsmusiker Paumgarten zu den Laien: „Ich bin kein Schauspielprofi! Text allein bin ich nicht gewöhnt“, zeigt der ausgebildete Tenor Respekt vor der ungewohnten Rolle. Eigentlich ist er ja Spezialist für Barock- und Renaissancemusik, mit seinem Ensemble Tria
gonale (nicht zu verwechseln mit dem Festival für Alte Musik, Trigonale!) spielte er als Erster die älteste in Kärnten komponierte und gedruckte Vokalmusik (Matthäuspassion von Johannes Heroldt aus dem 16. Jh.) auf CD ein. Mit seinen beiden Brüdern Peter und Christian und dem Bass Uli Staber war er lange als Quartett Schnittpunktvokal international erfolgreich.
Mittlerweile geht er eigene Wege, komponierte das Lied „Da Nebl“, das Ausgangspunkt für ein Kleinkunst- und Kabarettprogramm („Süden“) mit dem Pianisten Guglielmo Rubino wurde. „Man kann gar nicht so unpolitisch sein, dass man sich nicht äußert als Künstler“, nimmt er damit seine Verantwortung wahr.
Gesungen wurde in der Familie des als Sohn eines Lehrers am Stiegerhof in Finkenstein aufgewachsenen Vollblutmusikers immer. Doch für einen „Brotberuf “ging Michael Paumgarten zum Dolmetschstudium (Italienisch, Spanisch) nach Wien. Da er aber „nicht ein Leben lang Be
dienungsanleitungen übersetzen wollte“, flüchtete er danach nach Italien, wo er sich acht Jahre lang auf Alte Musik spezialisierte. Nach einer Ausbildung in Gesangspädagogik und Instrumentalmusik am Klagenfurter „Konse“wurde der verheiratete zweifache Vater Gesangslehrer am Musikschulwerk. Als Vegetarier und Elektroauto-Fahrer im Passivhaus in Schiefling hat der Fußballer und Segler nun auch die Berge für sich entdeckt. Zurück von einer Bergtour auf den Mallestiger Mittagskogel meint er im Gespräch ironisch über den E-Bike-Boom: „Jeder will heute was tun, aber er will nix tun dabei!“
Als Jesus bei den Passionsspielen hat er genug zu tun. „Musik ist der Ausdruck für die Seele. Und der Text ist toll! Leicht zugänglich, nicht kitschig. Alle sind so wertschätzend, so lieb“, ist er von dem Projekt, das so pannenreich begonnen hatte, überzeugt.