Kleine Zeitung Kaernten

KÄRNTNER DES TAGES

Michael Paumgarten (47) spielt bei den Gegendtale­r Passionssp­ielen den Christus in Kärntner Mundart.

- KK/ROBERT PUCHNER

Michael Paumgarten spielt bei den Gegendtale­r Passionssp­ielen den Christus in Kärntner Mundart.

Die Gegendtale­r Passionssp­iele, 2013 das letzte Mal aufgeführt, starteten heuer gleich mit echten Schmerzen und Blessuren: Einer der Engel hatte bei der Anfahrt zur Vorstellun­g mit seinem Motorrad einen Unfall, Jesus verletzte sich an einer heraussteh­enden Schraube und schließlic­h stürzte fast das Kreuz in der Kreuzigung­sszene ungeplant ab. Aber: „Ich bin ein harter Hund“, schmunzelt Jesus-Darsteller Michael Paumgarten (47), der sein Debüt in der in Kärntner Mundart gehaltenen Leidensges­chichte Christi gab.

Elf Mal stehen bis 9. August rund 100 Laiendarst­eller aus Oberkärnte­n in der imposanten Naturkulis­se des Krastaler Steinbruch­s auf der Bühne – und dabei zählt sich auch der Hauptdarst­eller und Berufsmusi­ker Paumgarten zu den Laien: „Ich bin kein Schauspiel­profi! Text allein bin ich nicht gewöhnt“, zeigt der ausgebilde­te Tenor Respekt vor der ungewohnte­n Rolle. Eigentlich ist er ja Spezialist für Barock- und Renaissanc­emusik, mit seinem Ensemble Tria

gonale (nicht zu verwechsel­n mit dem Festival für Alte Musik, Trigonale!) spielte er als Erster die älteste in Kärnten komponiert­e und gedruckte Vokalmusik (Matthäuspa­ssion von Johannes Heroldt aus dem 16. Jh.) auf CD ein. Mit seinen beiden Brüdern Peter und Christian und dem Bass Uli Staber war er lange als Quartett Schnittpun­ktvokal internatio­nal erfolgreic­h.

Mittlerwei­le geht er eigene Wege, komponiert­e das Lied „Da Nebl“, das Ausgangspu­nkt für ein Kleinkunst- und Kabarettpr­ogramm („Süden“) mit dem Pianisten Guglielmo Rubino wurde. „Man kann gar nicht so unpolitisc­h sein, dass man sich nicht äußert als Künstler“, nimmt er damit seine Verantwort­ung wahr.

Gesungen wurde in der Familie des als Sohn eines Lehrers am Stiegerhof in Finkenstei­n aufgewachs­enen Vollblutmu­sikers immer. Doch für einen „Brotberuf “ging Michael Paumgarten zum Dolmetschs­tudium (Italienisc­h, Spanisch) nach Wien. Da er aber „nicht ein Leben lang Be

dienungsan­leitungen übersetzen wollte“, flüchtete er danach nach Italien, wo er sich acht Jahre lang auf Alte Musik spezialisi­erte. Nach einer Ausbildung in Gesangspäd­agogik und Instrument­almusik am Klagenfurt­er „Konse“wurde der verheirate­te zweifache Vater Gesangsleh­rer am Musikschul­werk. Als Vegetarier und Elektroaut­o-Fahrer im Passivhaus in Schiefling hat der Fußballer und Segler nun auch die Berge für sich entdeckt. Zurück von einer Bergtour auf den Mallestige­r Mittagskog­el meint er im Gespräch ironisch über den E-Bike-Boom: „Jeder will heute was tun, aber er will nix tun dabei!“

Als Jesus bei den Passionssp­ielen hat er genug zu tun. „Musik ist der Ausdruck für die Seele. Und der Text ist toll! Leicht zugänglich, nicht kitschig. Alle sind so wertschätz­end, so lieb“, ist er von dem Projekt, das so pannenreic­h begonnen hatte, überzeugt.

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 ?? KK/ROBERT PUCHNER ?? Noch zweimal (am 7. und 9. August) im Krastaler Steinbruch zu sehen: Michael Paumgarten
KK/ROBERT PUCHNER Noch zweimal (am 7. und 9. August) im Krastaler Steinbruch zu sehen: Michael Paumgarten
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