Ein Professor auf schwieriger Mission
Wilhelm Brauneder soll Licht in die Geschichte der FPÖ bringen.
Lang ist das Register der Fachpublikationen, auf die der 76-jährige Rechtshistoriker Wilhelm Brauneder verweisen kann. Fast alle kreisen um rechtshistorische Themen, insbesondere um deutsche Rechtsgeschichte. Seine „Österreichische Verfassungsgeschichte“steht sogar im Ruf, ein „Standardwerk“zu sein, was sie zur Pflichtlektüre für Jusstudenten macht.
Das jüngste Werk aber ist mit nichts zu vergleichen, was Brauneder in seiner langen Karriere bisher zu verantworten hatte. Im Auftrag der FPÖ, für die er kurz im Gemeinderat in Baden und in den Neunzigerjahren im Nationalrat gesessen war, soll er gemeinsam mit anderen Historikern die Geschichte der Partei durchleuchten. Anlass für den Auftrag war die Liederbuch-Affäre, die den niederösterreichischen FPÖChef Udo Landbauer kurzfristig das Amt gekostet hatte.
Das Unternehmen stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Brauneder wurde seine Parteinähe vorgeworfen, die Geheimhaltung der von ihm ausgewählten Historiker kritisiert. Burschenschaften, deren Archive er gerne durchforstet hätte, zeigten wenig Interesse an einer Zusammenarbeit und Andreas Mölzer, der Brauneders Truppe vorgesetzt worden war, sprach im Zusammenhang mit dem Bericht abfällig von einem „taktischen Manöver“im Gefolge der Liederbuch-Affäre. Nicht sehr hilfreich.
Brauneder hat einen Ruf zu verlieren. Das angeblich über 1000 Seiten dicke Werk, das unter seiner Leitung entstehen sollte, muss daher akademischen Standards genügen, will der angesehene Professor nicht sein Gesicht verlieren. Ein Interessenskonflikt zwischen Parteiloyalität und Berufsethos.