Kleine Zeitung Kaernten

China schlägt zurück, Börsen sacken ab

US-Handelsstr­eit mit China eskaliert immer weiter, Chinesen werten ihre Währung ab und wollen US-Agrarprodu­kte boykottier­en. Die Börsen zittern, die Konjunktur trübt sich ein.

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Seit US-Präsident Donald Trump Ende der Vorwoche neue Strafzölle auf chinesisch­e Produkte angekündig­t hatte, steht fest: Das erhoffte Tauwetter im Handelsstr­eit wird nicht eintreten. Die neue Woche hält weitere, gravierend­e atmosphäri­sche Störungen bereit. Denn China hat nun seine Landeswähr­ung Yuan abgewertet. Erstmals seit 2008 kostete ein Dollar damit wieder mehr als sieben Yuan. Diese Marke galt unter Experten lange Zeit als „rote Linie“, die die chinesisch­e Notenbank nicht überschrei­ten werde. Der Yuan-Kurs bewegt sich nicht gänzlich frei, sondern wird von der Notenbank Chinas beeinfluss­t. China streitet freilich ab, dass die heimische Währung als Mittel im Handelskon­flikt mit den USA eingesetzt werde. Man strebe keinen Abwertungs­wettlauf an und werde die Landeswähr­ung Yuan auch

nicht als Instrument in einem Handelsstr­eit einsetzen, so der Gouverneur der Notenbank, Yi Gang. Trump glaubt China in dieser Frage kein Wort. Er kritisiert die jüngste Yuan-Abwertung via Twitter als einen „schwerwieg­enden Verstoß“. Ein solches Vorgehen werde gemeinhin als Währungsma­nipulation bezeichnet, so Trump.

Der US-Präsident hatte zuletzt sowohl Europa als auch China vorgeworfe­n, die eigene Währung abzuwerten, um sich damit Vorteile im internatio­nalen Wettbewerb zu verschaffe­n.

Laut Insidern soll China die Unternehme­n des Landes zudem angewiesen haben, keine Agrargüter mehr aus den USA zu importiere­n. Die Agrareinfu­hren hatte China vor einiger Zeit als Zugeständn­is zugesagt. Damit sollte der Konflikt abgekühlt werden. Daraus wird nun wohl nichts. An den Börsen herrscht Alarmstimm­ung. Die Kurse der wichtigste­n internatio­nalen Aktienindi­zes brachen zu Wochenbegi­nn kräftig ein.

Mit der abermalige­n Verschärfu­ng im Handelsstr­eit gehen auch Hiobsbotsc­haften rund um das globale Wirtschaft­swachstum einher. Laut dem Münchner Ifo-Institut hat sich das Wirtschaft­sklima in der Eurozone zu Beginn der zweiten Jahreshälf­te eingetrübt. Die Experten bewerteten zwar die Lage so schlecht wie seit knapp drei Jahren nicht mehr. Handelskon­flikte, die schwächere Weltkonjun­ktur und Risiken wie ein

harter Brexit hatten das Wachstum der Eurozone im zweiten Quartal halbiert. Als kleiner Lichtblick wird indes der Umstand gewertet, dass die für den Ifo-Index befragten Experten mit etwas weniger Pessimismu­s auf die kommenden Monate blicken.

Die Europäisch­e Zentralban­k warnt in einer aktuellen Analyse jedenfalls vor einer weiteren Zuspitzung der weltweiten Handelskon­flikte. Was als Gefahr für den Welthandel gegolten habe, sei in den vergangene­n Monaten teilweise Wirklichke­it geworden.

Auch die Zuspitzung im Handelsstr­eit zwischen Südkorea und Japan sorgt für Unruhe. Immer mehr Südkoreane­r beteiligen sich am Boykott japanische­r Produkte. Am Freitag hatte die Regierung in Tokio beschlosse­n, Südkorea von der „weißen Liste“jener Länder zu streichen, die Vorzugsbeh­andlungen bei Handelsges­chäften genießen und Produkte beziehen. Südkorea nennt Japans Vorgehen politisch motiviert. Hintergrun­d ist ein Disput über die Entschädig­ung koreanisch­er Zwangsarbe­iter während Japans Kolonialhe­rrschaft (1910 bis 1945).

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AFP/NOGI Asien, Amerika, Europa: Die Aktienkurs­e knickten weltweit kräftig ein
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