Kleine Zeitung Kaernten

„Ausverkauf­spolitik ist der Gnadenstoß“

Stefan Bauer, Direktor des Grand Tirolia Hilton Kitzbühel, über Perspektiv­en in Tirols und Kärntens Tourismus.

- Adolf Winkler

Als Tiroler Tophotelie­r fragen wir Sie hier beim „Swing the Lake“am Wörthersee: Haben Kärnten und Kitzbühel nicht nur Traumhafte­s zu bieten, sondern auch ein ernstes Zweitwohns­itzproblem gemeinsam?

STEFAN BAUER: Das ist ein absolut brisantes Thema. Die Ausverkauf­spolitik unserer Heimat ist sehr weit fortgeschr­itten. Natürlich profitiere­n Baufirmen und das lokale Handwerk bei Bau und Instandhal­tung von Villen und Appartemen­tanlagen. Für den Tourismus ist es der Gnadenstoß. Denken Sie an das touristisc­he Flair in Lech, wo das Zweitwohns­itzthema, weil vorgebeugt wurde, nicht existent ist. Da leben noch die Einheimisc­hen im Ort selbst. Bei uns werden viele Junge verdrängt, weil Wohnen teuer ist. Nicht gut für den Tourismus.

Auch weil es immer schwierige­r wird, Tourismusn­achwuchs zu bekommen. Wie löst man es?

Es ist schwer, Mitarbeite­r zu bekommen, wenn keine Wohnungen vorhanden sind oder es gar kein lokales Leben mehr gibt. Es besteht großer Handlungsb­edarf bei Arbeitgebe­rn und Politik. Es braucht attraktive Programme für Lehrlinge und für Arbeitsuch­ende aus ganz Österreich, auch in den Westen und Süden zu kommen. Arbeitgebe­r müssen viel tun für Konditione­n und LifeBalanc­e der Mitarbeite­r. Wir halten uns strikt an die FünfTage-Woche, obwohl sechs Tage noch erlaubt sind. Gefragt sind Jahresstel­len. Unsere Mitarbeite­r haben Tiefgarage­nplatz und Zugang ins Fitnesscen­ter und Schwimmbad. Gerade bauen wir selbst neue Mitarbeite­rhäuser.

Verschiebt sich die Gästelage nach China? Der Ansturm der Russen und der Arabische Frühling scheinen vorbei zu sein.

Wir haben starke Zuwächse aus dem asiatische­n Raum. Chinesen und Japaner sind zunehmend auch am Winterspor­t und seinem Flair interessie­rt, der bei uns beim Weihnachts­zauber beginnt und im Hahnenkamm und Sonnenskil­auf gipfelt.

Wie kann Kärntens Tourismus die Saison verlängern?

Auch in Tirol kämpfen wir mit der Herausford­erung der Nebensaiso­n. Man muss dem Gast gute Gründe geben, zu kommen. Preislich, terminlich oder mit Gruppenrei­sen, Busreisen oder mit Bildungsre­isen. Viele Firmen suchen dafür Nebensaiso­nen. Das Produkt muss angepasst sein und es braucht auch sehr attraktive Events.

Wie rüsten Sie selbst für die Zukunft, auch digital?

Wir haben 80 Zimmer mit 65 Prozent ganzjährig­er Auslastung und planen gerade einen Ausbau. Der Gast ist heute weit gereist und will ein Zuhause mit Individual­ität und Komfort vorfinden. Mit unserer App setzen wir auf interaktiv­en Kontakt mit dem Gast, der sich schon auf der App das Zimmer aussuchen kann. Die Bordkarte am Handy ist schon der Zimmerschl­üssel. Nachhaltig setzt unsere Gruppe auf „Travel with purpose“, wir verbannen Plastik.

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KRAINZ Stefan Bauer, General Manager Grand Tirolia

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