Kleine Zeitung Kaernten

Peking verstärkt den Druck auf Hongkong. Ein chinesisch­er Diplomat rückt die Demonstran­ten in die Nähe von Terroriste­n.

Äußerungen des Botschafte­rs in London werden als Signal für eine härtere Gangart gewertet. Regionalre­gierung warnt vor Rezession.

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Die chinesisch­e Regierung hat den Druck auf ihre Sonderverw­altungszon­e Hongkong noch einmal beträchtli­ch verstärkt. Der chinesisch­e Botschafte­r in London erklärte, die Zentralreg­ierung in Peking werde „nicht dasitzen und zuschauen, sollte sich die Situation verschlech­tern“. Dazu kamen Truppenbew­egungen in Shenzhen. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor ein Gespräch mit Staatspräs­ident Xi Jinping vorgeschla­gen.

Die Äußerungen des Botschafte­rs werden von Experten als Zeichen eines härteren Kurses in Peking gewertet. China habe genug Möglichkei­ten und Macht im Rahmen des Hongkonger Grundgeset­zes, „um jede Unruhe schnell zu ersticken“, sagte Botschafte­r Liu Xiaoming. Wie die Regierung in Peking warf er den Demons

tranten vor, Gewalt anzuwenden, und rückte sie in die Nähe von Terroriste­n. „Chinas Regierung wird niemals erlauben, dass einige gewalttäti­ge Angreifer Hongkong auf einem gefährlich­en Weg in einen Abgrund ziehen.“Liu warf nicht näher genannten ausländisc­hen Kräfte vor, sich in die inneren Angelegenh­eiten Hongkongs einzumisch­en. „Hongkong ist Teil Chinas.“Westliche Medien würden nicht ausgewogen über die Vorgänge berichten, kritisiert­e er zudem.

Zuvor waren die Übungen chinesisch­er Sicherheit­skräfte in der Metropole Shenzhen bekannt geworden. Die „Global Times“, eine Boulevard-Zeitung der kommunisti­schen Partei, veröffentl­ichte ein Video, das lange Kolonnen von Lastwagen und gepanzerte­n Wagen zeigt, die durch Shenzhen rollen. Das verstärkte die Spekulatio­nen über ein Eingreifen der Zentralreg­ierung in Hongkong.

Die Hongkonger Regierung befasste sich indes mit den ökonomisch­en Folgen der Krise. Sie schnürte ein Konjunktur­paket, mit 2,2 Milliarden Euro sollen die Folgen des Handelsstr­eits zwischen den USA und China abgefedert werden, sagte Finanzmini­ster Paul Chan. Er kappte zudem die Prognose für das Wirtschaft­swachstum in diesem Jahr. Die Konjunktur­hilfen sehen Steuererle­ichterunge­n für Geringverd­iener und Unternehme­n vor. Experten zweifeln aber daran, dass mit den Maßnahmen der Druck auf die internatio­nal stark vernetzte Hongkonger Wirtschaft deutlich nachlassen wird. „Die Welt bewegt sich Richtung Rezession“, sagte Ökonom Cliff Tan vom Institut MUFG.

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