KÄRNTNER DES TAGES
Reinhard Schells Friedenstaube aus Stacheldraht und Alu fand Weg in Reinhold Messners „Museum in den Wolken“.
Reinhard Schells Friedenstaube landete in Reinhold Messners Museum.
Kunst und Technik sind für Reinhard Schell eine spannende Kombination. „In einer von der Technik dominierten Welt funktioniert alles nach genauen Regeln und Gesetzen. Aber in der Kunst gibt es keine Schranken, denn Kunst kennt keine Grenzen und überwindet die Gesetze der Mathematik“, erklärt Schell, der hauptberuflich als Bauingenieur in Spittal an der Drau tätig ist.
Die Kunst war für ihn ein steter Wegbegleiter, was auch mit der Familiengeschichte zusammenhängt. „Ich bin in einer sehr kunstaffinen Familie aufgewachsen“, erzählt Schell. Sein Großvater studierte an der Kunstgewerbeschule Graz und sein Vater war leidenschaftlicher Fotograf. „So wählte ich als frühes künstlerisches Ausdrucksmittel die Schwarz-Weiß-Fotografie.“
Durch seine Frau Veronica, eine Journalistin und Tänzerin aus Brasilien, lernte Schell eine andere Welt kennen. „Ich hatte das Glück, 2006 bei Fabio di Qjuara, einem der international bekanntesten Künstler Bra
siliens, die Technik des Alugießens zu lernen“, sagt Schell. Dieser Technik ist er bis heute treu geblieben. Entstanden ist so die Skulptur „MorgensternAdler“, die in Seeboden, zu Ehren des Olympiasiegers Thomas Morgenstern, aufgestellt wurde. „Kunst ist eine Sache des Suchens und Experimentierens. Ich möchte den Betrachter zum Staunen, zum Nachdenken oder zum Schmunzeln bringen.“
E in Höhepunkt war für Schell die Teilnahme an der 1. Biennale Arte Dolomiti 2016, wo seine Arbeit neben Werken von Yoko Ono, die 2009 mit dem Goldenen Löwen der Biennale von Venedig ausgezeichnet wurde, zu sehen war. Im Vorjahr gab es die nächste Überraschung, als Schell zur 2. Biennale Arte Dolomiti nach Cibiana di Cadore eingeladen wurde – neben 50 Künstlern aus 23 Ländern. Ausstellungsort war eine ehemalige Kaserne aus dem Ersten Weltkrieg in 2116 Meter Höhe – einen Kilometer entfernt von Reinhold Messners Mountain Museum Dolomites, dem „Museum in den Wolken“.
Mit seiner Arbeit „Peace“, die eine aus Stacheldraht, Rundstahl und Aluminiumguss gefertigte Friedenstaube darstellt, nimmt Schell auf die kriegerische Geschichte des Ausstellungsortes Bezug. „Messner ist zur Eröffnung gekommen und war von meiner Arbeit so angetan, dass er die Skulptur unbedingt für sein Museum haben wollte“, sagt Schell. Das seine Skulptur seit Juni jetzt dort aufgestellt ist, macht ihn schon ein bisschen stolz. „Es ist die erste Arbeit, die in einem Museum zu sehen ist und die Anerkennung durch einen Menschen wie Messner, ist eine hohe Auszeichnung“, sagt Schell.
D ie Zeit für Hobbys ist eher knapp, da Schell auch im Verein „AustriaBrasil“tätig ist, der sich um den kulturellen Austausch mit Brasilien bemüht. Und in seiner Werkstatt wurde gerade die Aluminiumguss-Skulptur „1+1=1“fertig, die heuer noch im Stadtpark von Spittal aufgestellt wird.