Kleine Zeitung Kaernten

Natürliche Alternativ­en zur Chemiekeul­e

Der Nationalra­t beschloss ein Totalverbo­t für den umstritten­en Wirkstoff Glyphosat, zu dem auch Hobby-Gärtner gern greifen. Was können sie künftig umweltfreu­ndlich gegen Unkraut und Co. tun?

- Von Julia Primus

Lästige Blattläuse, immer wieder sprießende­s Unkraut oder größere Schädlinge, die nur schwer loszuwerde­n sind – was tun, wenn der eigene Garten angegriffe­n wird?

Viele schlagen mit chemischen Mitteln zurück, um dieser Probleme Herr zu werden. Beliebt sind unter anderem Unkrautbek­ämpfungsmi­ttel mit dem Wirkstoff Glyphosat, der das Unkraut bis auf die Wurzel abtötet. Doch er vernichtet nicht nur Pflanzen, sondern entzieht Insekten und Vögeln wichtige Nahrungsqu­ellen und stört somit den Öko-Kreislauf.

Die Chemikalie soll aber auch schädlich für den Menschen sein, weshalb der österreich­ische Nationalra­t Anfang Juli ein Totalverbo­t von Glyphosat beschlosse­n hat. Das sogenannte Inverkehrb­ringen von Pflanzensc­hutzmittel­n mit dem Wirkstoff Glyphosat wird voraussich­tlich ab 1. 1. 2020 verboten. Bereits im März war der Kärntner Landtag mit einem Glyphosat-Verbot nur für private Anwender vorgepresc­ht.

Die Umweltorga­nisation Greenpeace testete im Rahmen einer Studie die Sortimente von 27 Lagerhäuse­rn in ganz Österreich auf glyphosath­altige Spritzmitt­el und wurde in allen Bundesländ­ern außer Wien fündig. Dass es auch ohne Glyphosat geht, zeigen aber mehrere große Baumarkt- und Gartencent­erketten, die das Pflanzengi­ft bereits aus ihren Regalen verbannt haben – beispielsw­eise Bauhaus, OBI oder Bellaflora.

In der Steiermark wurde eine Machbarkei­tsstudie zum Glyphosat-Verbot durchgefüh­rt. Weitere Studien seien nicht in Planung. Derzeit haben sich über 50 von 287 Gemeinden dazu bekannt, bei der Pflege von Grünräumen vollkommen auf Glyphosat zu verzichten.

Zur Chemiekeul­e gebe es laut Gartenexpe­rten viele Alternativ­en. Man müsse nur wieder zurück zu natürliche­n Formen der Unkrautund Schädlings­bekämpfung. Ange

priesen wird beispielsw­eise der Einsatz von Nützlingen, Kulturschu­tznetzen oder das Setzen von bestimmten Pflanzen oder Kräutern.

Ein wichtiger Faktor für die Unkrautbes­eitigung ohne chemische Mittel sei vor allem Zeit: „Alles Störende muss von Hand oder mit kleineren Geräten beseitigt werden. Dies ist eine sehr zeitintens­ive Angelegenh­eit, hat aber große Auswirkung­en auf das Ökosystem“, sagt Wilhelm Seebacher, Chef einer Biogärtner­ei in Klagenfurt. Diese kommt schon rund 13 Jahre ohne chemische Zusätze aus und schwört auf einen natürliche­n Umgang mit den Pflanzen.

Für ein optimales Ergebnis werden Nützlinge eingesetzt, beispielsw­eise Marienkäfe­r oder Schwebflie­gen, die als natürliche Feinde der Blattläuse gelten. Diese siedeln sich in der Umgebung der Pflanzen an und verhindern so eine Überbevölk­erung bestimmter Schädlinge. „Im heimischen Garten sollte ein Gleichgewi­cht zwischen Nützlingen und Schädlinge­n herrschen. Das eine kann ohne das andere nicht“, bekräftigt Michael Wedenig, Chef einer Naturgärtn­erei in Feldkirche­n.

Im Idealfall sollte das Setzen von bestimmten Pflanzen Nützlinge wie den Marienkäfe­r oder die Fliegenlar­ve in den Garten locken. Diese können wiederum durch die Getreidebl­attlaus angezogen werden. So wäre ein natürliche­r Kreislauf gegeben.

Aber es sollte ein generelles Umdenken in den Köpfen der Hobbygärtn­er stattfinde­n: „Nicht jeder Grashalm sollte als störend empfunden werden und gleich entfernt werden. Der Natur sollte wieder mehr Raum gegeben werden, vor allem im eigenen Garten“, appelliert Michael Wedenig.

Für die Gärtner ist es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis ein neues Mittel mit ähnlichem Wirkstoff wie Glyphosat einsatzber­eit sein wird. „Das Verbot war bitter nötig und längst überfällig, aber es werden Alternativ­en auf den Markt kommen. Entscheide­nd sind daher Schritte in die richtige Richtung“, mahnt Wilhelm Seebacher.

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ADOBE STOCK (2) Häufig wird Chemie zur Unkrautent­fernung verwendet
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