„Austria stand immer unter Druck“
Austria-Urgestein Walter Koch (64), Vater von Eishockey-Crack Tommy, über seine Vergangenheit, Typen, Geld und die Zukunft.
Seit der neuen Führung bewegt sich bei der Austria etwas. Wie sehen Sie als AustriaUrgestein diese Entwicklung?
WALTER KOCH: Der Wechsel war wohltuend, weil man merkt, dass ein Bestreben dahintersteckt, die Austria weiterzubringen. Es ist ein wichtiger Faktor für Kärnten, da sie über ein enormes Zuschauerpotenzial verfügen. Die Austria bedeutet mir sehr viel, war damals ein Traum von mir. Und eines ist klar, dieses Fußballstadion braucht einen guten Fußballverein, weil genau das ist das Herz eines Stadions. Die anderen Events sind unumstritten, doch Fußball ist die wahre Nummer eins.
Sie haben zehn Jahre bei der Austria gespielt, unter anderem mit Legende Franz Hasil. Denkt man oft an diese Zeit zurück?
Sehr oft. Vor drei Wochen kam Gustl Starek, der in den 90ern Austria-Trainer war, nach Kärnten und hat die heimischen Freunde gerufen. Wir haben die alten Zeiten aufleben lassen. Da bleibt’s nicht aus, dass wir drüber reden, dass wir oft in Klagenfurt die Wiener Großklubs bezwungen haben.
Sie selbst waren ja ein „beinharter Hund“auf dem Feld, oder?
(lacht) Das stimmt. Meine Stärke lag in der Verteidigung, doch damals war es ein komplett anderer Fußball.
Die größten Unterschiede?
Im Spielsystem und in der Regelauslegung. Damals war das erste Foul kein Foul, egal wie schwer es war. Wenn dich der Schiri schief angesehen hat, hat man sich entschuldigt und die Sache war erledigt. Heute wird das mit Rot bestraft. Die Regeln haben sich drastisch geändert, zugunsten der Gesundheit der Spieler. Teil der Taktik war, dass Spielmacher mit der kompletten Manndeckung ausgeschalten wurden.
Damals gab’s richtige Typen. Das fehlt inzwischen, oder?
So extreme Typen wie Starek, Prohaska, Krankl gibt es nicht, wobei Arnautovic kann man als Typen bezeichnen.
Sie hatten aber immer nebenbei einen Hauptjob, stimmt’s?
Genau. Ich war nie Profi, hab’ immer beim Verbund gearbeitet, bin insgesamt auf 47 Arbeitsjahre gekommen.
Hat man gut verdient?
Ich kam als 18-Jähriger von Annabichl zur Austria, ohne Manager. Da unterschrieb man als Junger, was man bekommen hat. Hat man später gefordert, dass das Gehalt nicht passt, wurde man schnell heruntergeholt (lacht). Aber es war ein tolles Nebeneinkommen und ich war unabhängig.
Kritiker sind bei der Austria immer schnell wach. Damals auch?
Ja, klar. Die Austria war die unangefochtene Nummer eins in Kärnten, hatte immer einen immensen Erfolgsdruck und wir waren ja super aufgestellt. Die Fans sind aus ganz Kärnten angereist und da zählte eben immer nur der Sieg.
Social Media gab’s aber keine.
Null. Das war eine Besonderheit, wenn man im TV gezeigt wurde. Heute wird alles hinausgejagt. Da braucht der Trainer ja einen Psychologen, damit er dem Druck standhält.
Was trauen Sie der Austria zu?
Ich find’s positiv, dass ein Kärntner Trainer ist, der ein guter Kicker war. Er gibt den Jungen eine Chance, das Team orientiert sich nach oben und wenn die Führung ambitioniert bleibt, spielen sie nächste Saison um den Aufstieg mit. Das würde dem Land guttun. Wenn das Stadion belebt wird, ist es eine Win-win-Situation.
Was sagen Sie als Austrias ExKapitän zu Sandro Zakany?
Er ist ein anerkannter Kärntner Eigenbauspieler, der ein riesengroßes Talent war. Von ihm können die Jungen profitieren. Jedes Team braucht so einen „Localhero“. Er ist sportlich wie führungsmäßig ein toller Typ.