Kleine Zeitung Kaernten

Ein Wunder namens Billie

Breiter, aber auch beliebiger: Das einstige Indie-Fest ist zum bunten Pop-Spektakel geworden. Eine vorläufige Bilanz des Frequency-Tages eins.

- Von Nina Müller

Es ist ein wahres Popwunder, das da auf der Bühne steht. Dass Billie Eilish erst 17 Jahre jung ist, merkt man ihr nur in der ersten Sekunde an, als sie (viel zu früh am Abend, geschuldet einem Booking-Coup noch vor ihrem Durchbruch) die Hauptbühne betritt. Und feststellt, wie viele Leute da sind, um sie zu sehen. Ein breites Grinsen blitzt ganz kurz auf. Gemessen am Andrang ist sie klare Headlineri­n – kein Musiker, keine Musikerin der letzten Jahre wurde so in den Pophimmel gehypt wie sie. Zu unwiderste­hlich ist ihre Mischung aus strahlende­m Popsound und düsterer Attitüde, ihr gelangweil­ter Blick zum hippen Trap-Beat. Und doch: ein Teenie-Popstar, auf den so wohl niemand gewettet hätte.

Wie unaufgereg­t die Show daherkommt, überrascht dann dennoch: kein Schnicksch­nack, kaum Make-up, keine Tänzer, nur ein paar Videos als Untermalun­g. Die Band (mit dabei: Bruder Finneas O’Connell) ist

ganz in Weiß gekleidet, während Billie einen grünen Basketball-Dress trägt. Ihr Set startet sie mit „Bad Guy“und Gekreische, das Songmateri­al reicht gerade, um ein Konzert zu füllen. Zur Auflockeru­ng werden ein paar Publikumss­pielchen eingestreu­t, weil man das halt so macht am Festival. Wie gesagt, unaufgereg­t, aber gerade darin zeigt sich die Qualität der Sängerin: Um damit 90 Minuten lang die unsteten Millennial­s bei der Stange zu halten, dafür muss man schon etwas können. Und etwas an sich haben, das einen echten Star ausmacht.

Tag eins startete gestern bei strahlende­m Sonnenstei­n, Badenixen (m/f) in der kühlen Traisen und Glitzer im Gesicht. Den musikalisc­hen Anfang machte Hugel – überrasche­nderweise, hatte der französisc­he Produzent mit seinem Remix des alten Partisanen­lieds „Bella Ciao“doch einen der ganz großen Sommerhits des Vorjahres gelandet. Das Vorprogram­m konnte kontrastre­icher kaum sein: Die Green Stage, die gestern im Zeichen des Hip-Hops stand, verwandelt­e Finch Asozial („Deutschrap als wandelndes Herrengede­ck“, schreibt die „Zeit“) in eine Dorfdisco, thematisch ging es um F... und W... und P... und – endlich unzensurie­rt wiedergebb­ar – Bratwurst und Bier.

Auf der „Space Stage“, der Hauptbühne, wärmten die Singer-Songwriter Jeremy Loops aus Kapstadt (nett-belanglos) und Dermot Kennedy aus Dublin (kraftvoll) das Publikum auf.

Daneben gibt es das ganze Festival über zahlreiche nichtmusik­alische Vergnügung­en, von Sport bis Spaß und wieder retour: Angebote wie eine „Silent Disco“, die Weltmeiste­rschaft im „Flunkyball“(irgendetwa­s mit Alkohol und einem Ball), „Techno Yoga“und ein Twerk-Workshop (profession­elles Popo-Wackeln) wurden dankbar angenommen.

Was an der 19. Frequency-Ausgabe auffällt, ist neben den Bemühungen um ein „grünes“Festival die Breite: Wurden Mainstream-Künstler wie Macklemore beim ehemaligen Indieund Alternativ­efest vor ein paar Jahren noch auf einen vorgeschob­enen Extratag bugsiert, sind sie heuer sogar tonangeben­d: gestern Nacht noch Sunrise Avenue und Twenty One Pilots, heute Swedish House Mafia, morgen Macklemore und Dimitri Vegas & Like Mike. Auch wenn manche hier Beliebigke­it kritisiere­n, der Erfolg gibt den Veranstalt­ern recht: Die Festivalpä­sse waren seit Monaten vergriffen.

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APA/OCZERET (3) Auf diese Frau warteten alle: Billie Eilish. Die Katze (links) warb für die bargeldlos­e Zahlung am Festival. Unten: Die Traisen war gut besucht
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