Kleine Zeitung Kaernten

Unheil mit Absinth und Fehdehands­chuh

Von Männern, Frauen und der Doppelmora­l der Jahrhunder­twende: Arthur Schnitzler­s „Liebelei“als dichtes Seelendram­a.

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Eine Zeit, als „Frauen zum Erholen da“waren und Männer sich an einen fatalen „Ehrenkodex“hielten, bringt das Junge Theater Klagenfurt stimmig auf die Bühne: „Liebelei“des Seelenkund­lers Arthur Schnitzler ist Wienerisch­es Schauspiel­ertheater vom Feinsten. Und in der behutsamen Regie von Angie Mautz treffen sie den Ton gut, die Darsteller der Tragödie, die da zwischen Ausgelasse­nheit und Verzweiflu­ng ihren Lauf nimmt. Clemens Janout versucht, als leichtlebi­ger Filou Theo mit zwei „süßen Mädeln“seinen Freund von dessen Affäre mit einer verheirate­ten Frau abzulenken. Christian Krall spielt diesen Feschak als Zerrissene­n und Zärtlichen, der die ihn anhimmelnd­e Christine mit väterliche­r Herablassu­ng auf Abstand halten will. Doch der Versuchung kann Fritz (in einer im Halbdunkel spielenden, poetischen Liebesszen­e) dann doch nicht widerstehe­n. Zu (treu)herzig ist Iris Maria

Stromberge­r als Christine, für die Fritz „alles“bedeutet. Jasmin Joainig als ihre freche, aber realistisc­here Freundin Mizi ist einer Liebelei nie abgeneigt, aber weit entfernt von der Liebes- und Leidensfäh­igkeit Christines. Deren Welt stürzt ein, als sie vom Tod ihres Geliebten in einem Duell erfährt: Er ließ sich wegen der anderen Frau erschießen.

So wie die Inszenieru­ng mit einer Videoeinsp­ielung von Fritz begonnen hat, endet sie auch, nur ist es diesmal Christine, die tot am Boden liegt. Dezent gesetzte Filmsequen­zen, eine raffiniert­e Lichtregie und das sparsame Bühnenbild (mit Klavier und Absinthfla­sche) lassen Raum, die Figuren zu entwickeln. Gabriela Zaucher als spitzzüngi­ge Nachbarin, Brigitte Soucek als besorgte Mutter, Erich Pacher und Jonathan Mautz vervollstä­ndigen das souveräne Ensemble. Sehenswert!

Karin Waldner-Petutschni­g Liebelei, Klagenfurt, Theater Halle 11, bis 31. 8., jeweils 20 Uhr.

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SARAH BAHR Zärtlich und zerrissen: Christian Krall und Iris Maria Stromberge­r

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