„Männer schämen sich“
Alexander Greiner über den Umgang mit der Diagnose Hodenkrebs.
Schwulstig, schwer, fest: Es waren Alexander Greiners eigene Hände, die jene Unterschiede zwischen seinen beiden Hoden im Juli 2015 ertasteten. Der gebürtige Niederösterreicher ging zum Urologen, dann ging alles ganz schnell: „Vom Entdecken des Tumors bis zur Operation sind nicht einmal zwei Tage vergangen“, erinnert sich Greiner. Von seinem Arzt hörte er damals, dass er sehr gute Chancen habe, dass der Krebs nicht zurückkommt. „Und als Optimist bin ich davon ausgegangen, dass es damit erledigt ist“, sagt Greiner. Doch ein Jahr später bekam er Schmerzen in der Schulter: Zunächst dachte er an eine Überlastung – bis zu dem Zeitpunkt, wo er seinen rechten Arm gar nicht mehr verwenden konnte. „Dann erfuhr ich: Ich habe einen Tumor im Knochen, eine Metastase des Hodenkrebs.“Dann kam der Schock und die Erkenntnis: Ich habe eine schwerwiegende Erkrankung – die Greiner bei der Erstdiagnose gar nicht erlebte. Bei der Erstdiagnose verschwieg er die Erkrankung, es war ihm „furchtbar peinlich, in der Schamgegend getroffen zu sein“. Bei der zweiten Diagnose sprach er mit jedem darüber und entschied: Ich will mir das Erlebte von der Seele schreiben. Greiner startete einen Blog, schrieb über die erfolgreiche Chemotherapie, deren Nebenwirkungen, sein verändertes Gespür
für seinen Körper – und daraus entstand das Buch „Als ich dem Tod in die Eier trat“.
„Ich habe mich sehr viel mit dem Tod beschäftigt und bin dankbar dafür, denn heute weiß ich: Ich will mein Leben nicht verschwenden“, sagt Greiner. Er hat auch erlebt, dass es Männern besonders schwerfällt, über Erkrankungen wie Krebs zu sprechen. „Mir ist es ein Anliegen zu sagen: Es ist kein Zeichen von Schwäche, Krebs zu bekommen. Daher muss sich kein Mann davor fürchten, das Schweigen zu brechen und dazu zu stehen, dass sein Körper krank ist.“