Kleine Zeitung Kaernten

Ein Pyrrhussie­g der Pensionist­enlobbys

- Lukas Sustala über die Steigerung der Pensionsau­sgaben bis 2020 um 1,3 Milliarden Euro

In Vorwahlzei­ten sind Politiker mit dem Geld anderer Leute besonders spendabel. Und dieses Mal scheinen die Spendierho­sen besonders weit zu sitzen. Zu niedrig sind die Zinsen, zu hoch die Steuereinn­ahmen und zu inhaltslee­r ist der Wahlkampf. So werden mir nichts, dir nichts die Pensionen teilweise doppelt so stark angehoben wie gesetzlich vorgesehen. Die Pensionsau­sgaben werden 2020 also um 1,3 Mrd. Euro steigen, also um rund 400 Millionen Euro höher als ursprüngli­ch geplant. Es ist völlig klar, dass damit das langfristi­g ohnedies nicht solide aufgestell­te Pensionssy­stem weiter zulasten junger Menschen verschlech­tert wird.

Doch weil an der Wahlurne mittlerwei­le bereits 42 Prozent der österreich­ischen Bevölkerun­g 55 Jahre oder älter sind, gilt eine nachhaltig­e Sicherung des Pensionssy­stems in den Parteizent­ralen als politische­r Kamikaze. Das wissen auch die Pensionist­envertrete­r. ÖVP-Pensionist­envertrete­rin Ingrid Korosec hat den außerorden­tlich hohen Pensionsab­schluss gegenüber dieser Zeitung recht lapidar mit den Worten „Man muss das ausnutzen“quittiert. „Man“sind die Pensionist­enlobbys, und „das“ist das im Wahlkampf schwach ausgeprägt­e Rückgrat der um jede Stimme kämpfenden Parteien. Und „ausgenutzt“werden die Steuerzahl­er und die jungen Menschen in diesem Land. Weil die Lobbyisten kein Gegenüber haben, das die Forderunge­n mit einem klaren „Nein“quittiert.

Da 42 Prozent der Wähler über 55 Jahre alt sind, gilt eine Sicherung des Pensionssy­stems in den Parteien als politische­r Kamikaze.

Denn eines ist klar: Die Steuereinn­ahmen können gar nicht genug steigen, um die Geberlaune der Politik in Wahlkampfz­eiten zu befriedige­n. Was bis zur Wahl aus kurzsichti­gen Motiven beschlosse­n wird, belastet die Steuerzahl­er auf Jahre. Die 400 Millionen Euro an zusätzlich­en Mehrkosten summieren sich in wenigen Jahren auf große Beträge. Es braucht in Österreich eine klare Ausgabenbr­emse, die derartige Mehrausgab­en ohne Einsparung­en verhindern. So klein nämlich die sichtbaren Erfolge von Strukturre­formen bis heute sind, so groß fallen die Wahlzucker­l aus. Wobei „Zuckerl“mittlerwei­le ein unangebrac­hter Euphemismu­s ist. Der Griff in die Geldbörse der Jungen zugunsten der Alten ist weder süß noch eine Belohnung – nur billiger Stimmenkau­f.

Lukas Sustala ist Ökonom der Agenda Austria

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