Personal überfordert: Gewalt in den Kindergärten steigt
Aktuelle Untersuchung zeigt, dass 50 Prozent aller Kindergartenpädagogen schon einmal Übergriff einer Kollegin mitbekamen.
In ein Badezimmer eingesperrte Kinder, an den Hochstuhl gebundene Sprösslinge – in den letzten Monaten wurden erschreckende Fälle von Gewalt in Kindergärten bekannt. Dass diese leider keine Einzelfälle sind, zeigt jetzt eine Untersuchung der Wienerin Claudia Schütz für ihre Bachelorarbeit an der FH Wien.
500 Elementarpädagogen aus ganz Österreich wurden dazu mittels Fragebogen befragt. Das Ergebnis macht betroffen: 50 Prozent aller Befragten hatten schon einmal Gewalt in ihrer Einrichtung beobachtet. Die Bandbreite reicht von negativen Kommentaren über festes Anpacken, unsanftes Niedersetzen und Hinterherziehen bis hin zum strafweisen Anbehalten der mit Urin durchtränkten Kleidung. „Die Zahlen sind erschreckend“, betont Schütz, selbst Pädagogin.
Die Rahmenbedingungen in den Kindergärten, so eine der Schlussfolgerungen in der Bachelorarbeit, würden teilweise zur Überforderung der pädagogischen Fachkräfte führen. Das wiederum begünstige möglicherweise gewaltvolle Handlungen. „Es braucht Arbeitsbedingungen, welche den Aufbau vertrauensvoller und empathischer Beziehungen zu den Kindern begünstigen“, so Schütz.
„Wir wollen nicht noch Öl ins Feuer gießen, denn die Pädagogen und Träger der Kindergärten leisten gute Arbeit. Doch es gibt einfach zu wenig Mittel“, betont Bettina Wachter, Sprecherin der seit zwei Jahrzehnten aktiven Plattform EduCare. Sie sieht daher nur eine Lösung: „Jetzt ist die Politik am Zug.“
Auch der österreichische Berufsverband der Kindergartenund Hortpädagogen betont, dass dringender Handlungsbedarf besteht – damit Kindergärten nicht zu reinen Aufbewahrungsstätten werden.