Tchibo will verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen
Vor Weihnachten blüht beim Kaffee-Marktführer das Geschäft mit Mode und Technik.
Wenn es stimmt, was die Marktforscher beim tiefen Blick in die Gläser und Tassen der Österreicher herausgefiltert haben, dann ist das Ergebnis zumindest überraschend: Denn dann trinken viele Menschen offenbar mehr Kaffee als Wasser. Pro Kopf durchschnittlich 145 Liter Kaffee, aber nur 137 Liter Wasser. Der langjährige TchiboÖsterreich-Chef Harald Mayer findet das „frappierend“und sagt: „Österreich ist zu einem echten Kaffeeland mutiert.“Dabei sind 145 Liter Konsum kein Spitzenwert. Es waren auch schon 162 Liter. Damals landete viel Abgestandenes im Ausguss, so Mayer. Weil inzwischen auch andere Muntermacher wie Energy Drinks große Marktanteile haben und Nespresso vor gut zehn Jahren mit Kapseln ein völlig neues Marktsegment eröffnet hat, ist der Kaffeekonsum inzwischen „italianisiert“, erklärt er. Espresso hat mit knapp 40 Prozent einen fast so hohen Anteil am Markt wie Filterkaffee. Einzelportionen kommen auf 20 Prozent. „Wir haben alle Segmente, die es nur gibt, besetzt.“Dahinter steht ein jahrelanger Umbau der Geschäftsfelder. Der Tchibo-Umsatz, der in Österreich wieder die Vorjahresmarke von 325 Millionen Euro erreichen soll, steht und fällt zudem mit den Non-FoodProdukten. Ihr Umsatzanteil schnellt im Herbst von 40 auf 80 Prozent hinauf. Im heurigen Weihnachtsgeschäft spiele Nachhaltigkeit eine größere Rolle, verspricht Mayer. „Das ist kein Hygienefaktor, sondern immer wichtigerer Teil des Geschäfts.“Laut Mayer geht der Anteil nachhaltig produzierter Kleidung bereits Richtung 50 Prozent.
Im Oktober krempelt Tchibo die ersten der 135 Filialen um, etwa im Grazer Shopping-Center Nord. Der neue Filialtyp ist stärker auf Online-Shopping ausgerichtet – ECommerce bringt bereits 20 Prozent des Umsatzes. Auch mehr Platz für Kaffeeverkostungen soll das Geschäft neu beleben.