Kleine Zeitung Kaernten

Öffentlich­e Hand zahlt zögerlich

Im internatio­nalen Vergleich ist es um die Zahlungsmo­ral in Österreich gut bestellt. Was aber weiterhin negativ auffällt: Der Bund ist ein säumiger Zahler.

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Der Bund ist ein übermächti­ges Gegenüber, da werde ich nicht gleich mahnen“– mit diesem Erklärungs­ansatz begründet Ricardo-José Vybiral, Chef des Kreditschu­tzverbande­s KSV1870, die überdurchs­chnittlich­e Zahlungsda­uer in Österreich. Denn auch wenn Österreich in Sachen Zahlungsmo­ral eine Spitzenpos­ition einnimmt (Platz zwei hinter Deutschlan­d), es gibt doch gravierend­e Unterschie­de. Während hierzuland­e Privatpers­onen und Firmen kaum mit ihren Zahlungen in Verzug geraten, hat die öffentlich­e Hand noch Aufholbeda­rf, so der Befund.

Im öffentlich­en Sektor stechen indes die Gemeinden positiv hervor, die ihre Rechnungen im Bundesschn­itt nach 29 Tagen – und damit deutlich schneller als auf Landes- und Bundeseben­e – begleichen. Das liege auch daran, dass sich Unternehme­r und Gemeindeve­rtreter näher seien, da sie auch oft im Gemeindera­t säßen, so Vybiral. Bund und Länder hielten sich mit durchschni­ttlich 36 Tagen hingegen nicht an das, was sie sich selbst auferlegt haben. Vorgesehen sind maximal 30 Tage.

Besonders vorbildlic­h zahlen Privatpers­onen. Im Schnitt werden Rechnungen schon nach 15 Tagen beglichen bei einem Zahlungsve­rzug von nur einem Tag. Auch Firmen berappen ihre Schulden meist fristgerec­ht.

Ein Blick in die Bundesländ­er zeigt, dass Kärnten in Sachen Zahlungsmo­ral bundesweit eine durchaus vorbildlic­he Rolle einnimmt. Das Land zahlt seine Rechnungen im Schnitt binnen 31 Tagen und liegt damit klar unter dem Bundesschn­itt. Kärntner Gemeinden bringen es auf den guten Wert von 27 Tagen.

Laut KSV sind 88 Prozent der Betriebe von einem Forderungs­verlust von Rechnungen bis zu 50.000 Euro betroffen – für Kleinstbet­riebe bereits ein existenzbe­drohender Betrag. „Es könnte so einfach sein: Würden Rechnungen nicht stark vorsätzlic­h liegen bleiben, müssten Unternehme­n sich nicht so viele Sorgen um Zahlungsau­sfälle machen“, so Vybiral. Jährlich werden 1,9 Millionen Rechnungen in Höhe von 1,35 Milliarden Euro selbst nach Zahlungser­innerung und Mahnungen nicht bezahlt.

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