„Kärnten ist wie meine zweite Haut“
KÄRNTNER DES TAGES. Heute startet mit dem „Tannhäuser“die letzte Saison von Florian Scholz (49) als Intendant des Klagenfurter Stadttheaters. Der gebürtige Deutsche wechselt an das Konzert Theater Bern.
Gerade ist er aus Hamburg zurückgekommen, wo er sich Ideen für die Spielzeit 2020/21 geholt hat. Für Klagenfurt oder für Bern? Florian Scholz lacht: „Für Klagenfurt, aber ich will noch nichts verraten.“Heute startet mit dem „Tannhäuser“seine letzte Saison als Stadttheater-Intendant. Für seinen Nachfolger, der Ende November bestellt werden soll, plant er außerdem bereits die Spielzeit 2020/21 und parallel dazu auch seine erste eigene Saison für das Konzert Theater Bern. Dort hat der gebürtige Heidelberger derzeit eine 50-Prozent-Anstellung, im kommenden Sommer übersiedelt er endgültig in die Schweiz.
Wenn man da eine besondere Produktion oder Idee im Kopf hat, wie entscheidet man eigentlich, an welchem Haus man sie zeigt? Scholz denkt kurz nach: „Das ist, wie wenn man zwei Kinder hat: Da weiß man ja auch, welches man wie behandeln muss.“Wobei es für Klagenfurt naturgemäß leichter ist: „Kärnten ist mittlerweile wie meine zweite Haut“, so der scheidende Intendant.
waren die Anfänge nicht einfach: Als Scholz in der Saison 2012/13 das Stadttheater von seinem Vorgänger Josef Ernst Köpplinger übernommen hat, „dachte ich, dass ich mit meinem Programm offene Türen einrenne“, erzählt der 49Jährige. Es kam anders: Die Eröffnungsproduktion „Freischütz“sorgte für heftige Reaktionen und sinkende Abozahlen. „Ich musste mich auf den Ort einstimmen, ohne mich einwickeln zu lassen“, weiß Scholz heute, dass Anfänge sehr schwierig sein können: „Ab dem Moment, wo ich das Publikum von meinem Programm überzeugen konnte, war sehr viel möglich“, so Scholz. Etwa im letzten Frühjahr die überregional gefeierte Uraufführung der Oper „Koma“, die auch als Gastspiel an der Oper Dijon gezeigt wurde.
Zu Frankreich und seinen Künstlern hat Florian Scholz eine besondere Affinität, „Tannhäuser“-Regisseur David Bobée etwa kommt aus der Normandie. „Ich bin in Heidelberg nicht weit weg von der französischen Grenze aufgewachsen. Urlaube mit der Familie haben immer nach Frankreich geführt, das war für mich das Land der Wunder und der Schönheit“, erzählt der Sohn einer Ärztin. Sein Vater war Hausmann und hat „viel gelesen und musiziert. Für meine drei Geschwister und mich war es eine SelbstverständlichDabei keit, dass das Leben durch Kunst verfeinert wird.“Nach der Matura ging Scholz daher auch erst nach Paris und dann nach Berlin, um Schauspiel zu studieren. Unter anderem war er am Maxim-Gorki-Theater und an der Schaubühne Berlin tätig. In Klagenfurt zeigte er seine Schauspielkünste 2013 in
„Alpenkönig und Menschenfeind“sowie 2018 im „Zauberer von Oz“. „Aber eigentlich reizt mich die Bühne gar nicht mehr“, so Scholz, der seine Erfahrungen im Theatermanagement als Assistent von Intendanten wie Gerard Mortier (Oper Paris) und Nikolaus Bachler (Bayerische Staatsoper) gesammelt hat. Viel lieber würde er wieder inszenieren, immerhin hat er mit „La Bohème“in der vergangenen Saison sein erfolgreiches Debüt als Opernregisseur gegeben: „Zuerst möchte ich aber meine neue Aufgabe in Bern in den Griff bekommen.“
Wird er dafür Mitarbeiter in die Schweiz mitnehmen? „Ich werde mein großartiges Team sehr vermissen. Aber die Leute hier sind so gut aufeinander eingespielt, da will ich meinem Nachfolger niemanden wegschnappen.“Die Bewerbungsfrist ist übrigens am Montag abgelaufen. Scholz, der in der Findungskommission für den neuen Intendanten oder die neue Intendantin sitzt, rechnet mit 80 bis 100 Bewerbungen – ähnlich wie bei seiner Bestellung 2011.
Neben seinem Lebensgefährten Ulrich Rosenzweig, einem auf Suchterkrankungen spezialisierten Psychotherapeuten, werden aber die drei Windhunde (ein Italienisches Windspiel und zwei Sloughis) mit nach Bern übersiedeln. Das Haus in Rotschitzen im Rosental wird mit nächstem Sommer verkauft, auch wenn Scholz die „tolle Natur rundherum“und die Nähe zu urbanen Alpen-Adria-Städten wie Laibach, Triest und Venedig fehlen wird. Bern hat er übrigens als „klein, beschaulich und energiegeladen“kennengelernt. Nun, da sollte sich Florian Scholz dann doch ziemlich schnell heimisch fühlen.