Wen wählt, wer Kurz will?
Mit wem wird Schüssel regieren?“, fragte ein Nachrichtenmagazin in seiner letzten Ausgabe vor der Nationalratswahl 2006 auf dem Cover. Es kam dann bekanntlich anders, als es gemeint war: Wolfgang Schüssel regierte zwar mit, aber nicht mehr als Kanzler. Für die bevorstehende Wahl 2019 lautet die einzige Frage: Mit wem wird Kurz regieren?
Außer Peter Pilz biedern sich ihm alle an, zuletzt sogar Pamela Rendi-Wagner. Sie ist sogar bereit, als Juniorpartnerin in eine Regierung mit Sebastian Kurz zu gehen, wenn sie dadurch die FPÖ verhindern könne, obwohl sie bei ihren Wahlversammlungen immer noch sagt, sie wolle Erste werden. Einen solchen Masochismus kennt man bisher nur von den Grünen. Eine ordentliche Partei wie die österreichische Sozialdemokratie hat sich nie damit begnügt, als „Funktionspartei“andere zu verhindern, sie hat immer für sich selbst die – wenn möglich – ganze Macht angestrebt.
2017 hat die ÖVP viele Stimmen von Menschen bekommen, die sie nur gewählt haben, weil sie Kurz als Kanzler haben wollten. Diesmal können sie damit rechnen, Kurz als Kanzler sowieso zu bekommen, sie brauchen ihn also nicht zu wählen und können stattdessen versuchen, ihm gewissermaßen den Koalitionspartner vorzuschreiben.
Die FPÖ wirbt von Anfang ganz offen damit: Wer Kurz will, muss FPÖ wählen. Jetzt haben die Freiheitlichen das noch verschärft: „Ohne uns kippt Kurz nach links“, lässt sie Herbert Kickl (wen sonst?) sagen. Das ist auch für ÖVP-Sympathisanten verführerisch, denen eine Regierung mit den Grünen ein Gräuel wäre.
Die ÖVP scheint lange nicht begriffen zu haben, was das für sie bedeutet, und hat die Koalitionsfrage offengelassen.
Erst jetzt in der letzten Phase des Wahlkampfs reagiert sie darauf, kommt aber wie ein Bittsteller daher, wenn sie plakatiert: „Wer Kurz will, muss Kurz wählen“.
„Die ÖVP kommt wie ein Bittsteller daher, wenn sie plakatiert: Wer Kurz will, muss Kurz wählen.“
Die richtige Antwort auf die „strategischen“Wähler wäre aber gewesen: Kurz will sowieso Türkis-Blau, um das zu bekommen, müssen Sie nicht die FPÖ, sondern können gleich ihn wählen.