Alles unter einem Flugdach
Was tun mit einem leer stehenden Haus, das niemand mehr braucht? Unter Mühen hatten es die verstorbenen Eltern in den Nachkriegsjahren erbaut und die Hausherrin hing an dem Gebäude. Lange kämpfte sie mit dem Entschluss, es abreißen zu lassen, fragte bei der jungen Generation nach, ob Bedarf bestand, entwarf Pläne, es zu vermieten. Doch das Haus hätte rundum saniert werden müssen und stand außerdem zu dicht am eigentlichen Wohnhaus. So entschloss man sich schließlich, auf dem Platz einen Carport zu bauen.
Als Architekt Ulf Leitner das Grundstück zum ersten Mal sah, war er von der Fläche, die bebaut werden sollte, überrascht. Zwischen dem Wohnhaus und einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude, in dem heute eine Sauna untergebracht ist, sollten nach dem Abriss rund 120 Quadratmeter bebaubare Fläche übrig bleiben. Also hing er einem gewagten Gedanken nach: Warum nicht den Bogen zwischen Einfamilienhaus und Sauna spannen? Unter einem großen Dach sollte nicht nur der Zweck, sondern auch das Wohlbefinden Einzug halten.
wurden also der Carport und eine Garage untergebracht. Die Rückseite hinter der z-förmigen Trennwand aber dient ganz der Entspannung und Geselligkeit. Hinter Steinwänden und luftig gesetzten Lärchenholzbrettern öffnet sich ein ganzjährig nutzbarer Freizeitund Badebereich nach Süden. Mit Whirlpool, Outdoor-Dusche und einer Sonnenterrasse samt einem Tisch, an dem sich locker eine zehnköpfige Runde niederlassen kann. Alles mit Blick auf den Garten, geschützt von Sträuchern und Rankhilfen.
Stainzer Gneis ist der Lieblingsnaturstein der Bauherrin – deshalb ziert er nun den Boden bis hin zur Sauna. Das Flugdach wurde so in die Länge gezogen, dass man trocken bleibt, wenn man aus dem Haus tritt. Regenwasser wird gesammelt und läuft über das Dach bis zum westlichen Spitz, wo es durch ein Abflussloch in einen unterirdischen Speicher fließt und als Gießwasser dient. „Regenwasser ist so viel besser für die Pflanzen“, lächelt die Hausherrin.
Kombiniert wurde der Naturstein mit Beton (mit Holzrauschalung) und luftig gesetzten Lärchenholzbrettern. Für die dezente Beleuchtung sorgen kleine Spots in den Wänden. Stickig wird es unter dem Dach nicht – auf der verzinkten Tragkonstruktion scheinen die beiden Flügel des Daches zu schweben – für eine gute Durchlüftung ist gesorgt.
Statt auf Glas fiel die Wahl auf getöntes, hagelsicheres und günstigeres Well-Acryl. „Ich wollte auch nicht, dass das Dach schnell schmutzig ausschaut“, erklärt die Bauherrin und lehnt sich zufrieden gegen die Holzwand.