Eine unbequeme Rebellin
Dank schlechtem Wien-Ergebnis für die SPÖ schafft es Herr ins Parlament.
Die türkis eingefärbte Karte von Wien macht der SPÖ Sorgen. Doch eine Person profitiert vom hier errungenen schlechten Wahlergebnis – Julia Herr. Die Chefin der Sozialistischen Jugend wird ab dem 23. Oktober erstmals im Parlament sitzen. Möglich gemacht haben das die fertig ausgezählten Wahlkarten-Stimmen. Im letzten Moment ging der SPÖ in Wien ein Mandat verloren, Herr kommt damit über die Bundesliste zum Zug. Herr hatte sich bereits bei der Nationalratswahl 2017 um ein Mandat beworben, ging damals jedoch leer aus.
Seit 2014 ist die gebürtige Burgenländerin Verbandsvorsitzende der roten Jugendorganisation und die erste Frau in dieser Position. Inhaltlich hat sie sich dem Kampf gegen Jugendarmut und der Frauenpolitik verschrieben. Innerhalb der Partei gilt Herr als unbequeme Rebellin, denn die 26-Jährige spart selten mit interner Kritik. Unter anderem im April 2018, als sie bemängelte, dass sich „die Überwindung des Kapitalismus“nicht im Parteiprogramm wiederfinde. Auch nach dem Wahldebakel am vergangenen Sonntag forderte Herr eine dringend notwendige Verjüngung und Grunderneuerung der Partei. Als Wahlkampf-Manager Christian Deutsch wenig später zum neuen Bundesgeschäftsführer gewählt wurde, verließen die SPÖ-Jugendorganisationen geschlossen die Sitzung des Parteivorstandes – aus Protest. Laut Herr sei die Diskussion um diese Postenbesetzung „sinnlos“gewesen.
Spekulationen darüber, Herr zur zweiten Geschäftsführerin zu machen, damit sie sich um die Verjüngung der Partei kümmern könnte, erteilte Deutsch in den Medien umgehend eine klare Absage.