Kleine Zeitung Kaernten

Konjunktur: Die Party ist vorbei, Krise bleibt aus

Schwaches Wachstum, keine Rezession. Das ist das Fazit der Herbstprog­nose von Wifo und IHS. Aber: Wahlzucker­l belasten das Budget.

- Von Claudia Haase

Die Wirtschaft­sforscher von Wifo und IHS erwarten den Tiefpunkt der Konjunktur­abkühlung bereits im kommenden Winter um den Jahreswech­sel. Danach sollte es wieder etwas aufwärtsge­hen, allerdings recht gedämpft im Vergleich zu den vergangene­n Boomjahren. Einmal mehr sind der private Konsum, der Dienstleis­tungssekto­r und die Bauwirtsch­aft stabile Säulen der Konjunktur.

Was schwächt, ist – kurz gesagt – der Trump-Faktor. Der Welthandel ist lau. Österreich­s Exporte, in den vergangene­n Jahren ein besonders starker Wachstumsf­aktor, sind davon deutlich betroffen. Wenn auch nicht so stark wie jene der deutschen Industrie.

„Wir haben keine Rezession“, betont Christoph Badelt, Chef des Wirtschaft­sforschung­sinstituts Wifo, bei der Herbstprog­nose explizit. Auch von Krise will er nicht sprechen. Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien, wählt einen Vergleich, der dann aber doch an Katerstimm­ung erinnert: „Wir leben in gewisser Weise vom Restalkoho­l einer Konjunktur­party und es gibt keine Aussicht auf eine neue Party.“

In Deutschlan­d ist diese Nicht-mehr-Party schon so weit fortgeschr­itten, dass die Wirtschaft­sforscher die Regierung auffordern, gegenzuste­ualso das enge Haushaltsk­orsett zu lockern und die Konjunktur mit Mehrausgab­en zu beleben.

Das ist in Österreich kein Thema. „Wir sehen keine Notwendigk­eit für ein Konjunktur­paket“, so Kocher. Die Wachstumsr­aten werden heuer zwischen 1,5 (IHS) und 1,7 (Wifo) Prozent und 2020 zwischen 1,3 (IHS) und 1,4 Prozent (Wifo) erwartet. Das Überrasche­nde an der Prognose: Für 2019 wurden die Werte nicht korrigiert.

Der Budget-Spielraum der Regierung für Reformen schrumpft durch die Wachstumss­chwäche jedenfalls weiter. Vor allem aber wird er durch die Parlaments­beschlüsse kurz vor der Wahl deutlich kleiner. Auf 1,6 Milliarden Euro schätzt Wifo-Chef Christoph Badelt die Manövrierm­asse, den Budgetüber­schuss, 2020 noch. Dass es sogar nur noch 1,2 Milliarden sein könnten, glaubt Kocher. „Das reicht unmöglich, um relevante Beträge darzustele­rn,

len – weder für eine Steuerrefo­rm noch für Klimaschut­zmaßnahmen“, so Badelt. „Nun muss man ein bis zwei Milliarden Euro substanzie­ll auftreiben“, schätzt er im Hinblick auf Steuermaßn­ahmen.

Am eindringli­chsten fordert Badelt von der künftigen Regierung ein Klimapaket. Die ökologisch­e Orientieru­ng habe bei der Abgabenref­orm von TürkisBlau gefehlt, kritisiert er neuerlich. Käme Türkis-Grün, sei das die „Chance für den Diskurs, den Österreich schon lange braucht“, hatte er bereits kurz nach der Wahl zur Kleinen Zeitung gesagt. „Wenn wir im Klimaschut­z nichts tun, müssen wir trotzdem zahlen, obwohl wir keine Verbesseru­ng haben“, argumentie­rt er. Die Frage, welche Koalition die beste sei, beantworte­t der IHS-Chef Kocher witzig: „Die Einzigen, die alles umsetzen würden, wären Badelt und Kocher.“

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APA Christoph Badelt leitet das Wifo
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WEICHSELBR­AUN Martin Kocher, Direktor des IHS
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