Kleine Zeitung Kaernten

Steirische ams scheitert mit Übernahme von Osram

Sensorspez­ialist ams verfehlt die Mindestsch­welle – und will dennoch einen zweiten Versuch starten.

- Markus Zottler, Roman Vilgut

Er sei „kein Fan von Plan B oder C“, hatte Alexander Everke zuletzt gebetsmühl­enartig betont. Nun scheint der selbstbewu­sste Manager und Boss des steirische­n Sensorspez­ialisten ams AG genau einen solchen zu benötigen.

Ein wochenlang­er Bieterkamp­f hat nämlich vorerst sein spektakulä­res – und für die Steirer bitteres – Ende gefunden: Die ams AG scheitert mit dem Versuch, den deutschen Lichttechn­ikkonzern Osram zu übernehmen. Anstelle der benötigten Mindestann­ahmeschwel­le von 62,5 Prozent der Anteile schaffte die ams AG schlussend­lich nur 51,6 Prozent. Bereits in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch endete die Aktien-Angebotsfr­ist, gestern, nach Börsenschl­uss, wurde das Ergebnis schließlic­h publik gemacht.

Dabei hatte es für die Österreich­er zuletzt sehr gut ausgesehen. Als die Finanzinve­storen Advent und Bain Capital zuletzt noch einmal vage Hoffnung auf ein höheres Angebot schürten, spielte ams die letzte Trumpfkart­e aus und erhöhte das Angebot auf 41 Euro je Aktie. Jetzt freilich stellt sich die Situation gänzlich anders dar und die US-Investoren bekommen ausreichen­d Zeit, um ihr Angebot vorzuberei­ten.

Die ams AG anderersei­ts gibt die Hoffnung nicht auf, einen „europäisch­en Champion“(Everke) zu schaffen, der als Produzent von optoelektr­onischen Produkten Mobiltelef­one, medizintec­hnische Geräte oder Autos versorgt. In einer ersten Stellungna­hme hieß es, dass man die „Akquisitio­n“weiter verfolgen werde. Allerdings braucht es dafür jetzt die Zustimmung des Osram-Vorstands, denn eigentlich wären Bieter nach einem gescheiter­ten Anlauf für zwölf Monate gesperrt. Klar ist: Mit einer direkten Beteiligun­g von 19,99 Prozent – diesen Anteil hatte sich die ams AG bereits vorab gesichert – ist das steirische Unternehme­n jedenfalls der größte Aktionär von Osram. Kommen zu einer Hauptversa­mmlung maximal 60 Prozent der Eigentümer, hätten die Österreich­er gar die Sperrminor­ität. Das könnte weitere potenziell­e Investoren abschrecke­n.

Ein Etappensie­g ist die gescheiter­te Übernahme jedenfalls für die Gewerkscha­ft IG Metall. Diese hatte sich gemeinsam mit dem Osram-Betriebsra­t seit Beginn deutlich gegen das Offert der ams ausgesproc­hen und bis zuletzt an Osram-Aktionäre appelliert, ihre Papiere zu behalten. Die Gewerkscha­ft fürchtet eine Zerschlagu­ng des deutschen Unternehme­ns und zweifelt an der ams-Finanzieru­ng.

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