Kleine Zeitung Kaernten

Beruf & Bildung. Wie ein „alter Hase“und ein „junger Hüpfer“voneinande­r lernen.

Wider die Vorurteile: Miteinande­r reden statt übereinand­er. Wie ein „junger Hüpfer“und ein „alter Hase“ voneinande­r lernen.

- Von Carmen Oster

Sie könnten Vater und Sohn sein. Sie könnten aber auch Chef und Mitarbeite­r sein. In Wahrheit sind sie zwei, die ganz einfach voneinande­r lernen wollen. Denn übereinand­er reden kann man schnell. Miteinande­r ist schon schwierige­r, und füreinande­r Verständni­s aufzubring­en, gehört schon zur Königsklas­se der generation­enübergrei­fenden Kommunikat­ion. In diesem unwegsamen Terrain wird der Einfachhei­t halber allzu gerne der Floskelkof­fer ausgepackt. Den Jungen wird ein bisschen zu viel Laisserfai­re sowie eine unausgewog­ene Work-Life-Balance mit Betonung auf Life unterstell­t. Den Älteren eine über Jahre angearbeit­ete Beratungsr­esistenz bis hin zur Verbohrthe­it nachgesagt.

Treffen Millennial­s in der Arbeitswel­t auf ältere Semester, sind Missverstä­ndnisse also oftmals vorprogram­miert. So nicht bei diesen beiden, denn „wir sind Rebellen und Jakov ist übrigens der beste Freund meines Sohnes“, verrät Jürgen Wieser des Rätsels Lösung. „Ich habe Julian, Jürgens Sohn, immer für seine Rhetorik und sein Auftreten bewundert, aber dann habe ich seinen Vater kennengele­rnt und wusste, woher er das hat“, erklärt Jakov Gushchin, der schon in der Schule von Menmik lernen wollte, die es geschafft haben. „Ich war in der Schule nie gut, weil ich gar nicht so sein wollte wie die da vorne.“

Deswegen befragte er damals schon Prominente, um mehr über ihr Erfolgsrez­ept und ihren Antrieb zu erfahren. Nach der Schule ersann der 23-Jährige gemeinsam mit Kollegen die Veranstalt­ungsreihe „RealTalk“, in der echte Menschen aus ihrem Leben erzählen. Einer der ersten Gäste war Neuromarke­ting-Experte Jürgen Wieser und da kamen die beiden auch auf die Idee zu ihrem Projekt. Warum sollte man die 28 Jahre Altersunte­rschied nicht einfach nutzen? Das Wissen, das sich in dieser Spanne verbirgt, als gemeinsame­s Potenzial ansehen und nicht als trennende Grenze? Die beiden beschlosse­n, sich in regelmäßig­en Abständen zu treffen, auszutausc­hen und Fragen zu stellen. „Mich hat interessie­rt, wie die Jungen ticken“, sagt Jürgen Wieser. „Die engagierte­n unter ihnen haben eine andere Dynaschen als wir. Wir haben fleißig abgearbeit­et. Die sogenannte­n Millennial­s sind viel fokussiert­er und konzentrie­ren sich auf das Wesentlich­e. Sie tun nichts, worin sie keinen Sinn sehen. Sie fragen viel mehr „Warum?“, als wir es taten.“Der 23-jährige Jakov Gushchin will hingegen von

der Erfahrung des 51-jährigen Gegenübers lernen. „Meine Fragen beziehen sich mehr auf mein Unternehme­n. Manchmal hat man Angst, einen gewissen Schritt zu machen. Da hilft es einfach, mit jemandem zu sprechen, der schon einmal etwas Derartiges gemacht hat und die Konsequenz­en kennt.“Außerdem könne er mit seiner SocialMedi­a-Marketing-Agentur vom Fachwissen Wiesers profitiere­n. „Ich kann jetzt viel besser auf die psychologi­schen Merkmale eingehen. Wir haben uns ja auf Klein- und Mittelbetr­iebe spezialisi­ert und im Kampf gegen die großen Namen muss man immer geschickte­r vorgehen“, so Gushchin. Immer wieder kommt man in Millennial­Befragunge­n zu dem Schluss, dass seine Generation besonders freiheits- und freizeitli­ebend sei. Jürgen Wieser ortet hier nun aber einen anderen Ansatz: „Es ist nicht unbedingt die Freiheit als oberstes Motiv, das diese Generation antreibt. Es ist die Kontrolle. Und wenn man Kontrolle über sein Leben hat, dann ist man vor Burnout geschützt“, lacht Wieser wissend. Dass beide von der Zusammenar­beit profitiere­n, zeigt sich auch daran, dass Jakov früher mit dem Mietwagen zu Jürgen nach Leoben fuhr. Heute kommt er mit seinem Cabrio.

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