Beruf & Bildung. Wie ein „alter Hase“und ein „junger Hüpfer“voneinander lernen.
Wider die Vorurteile: Miteinander reden statt übereinander. Wie ein „junger Hüpfer“und ein „alter Hase“ voneinander lernen.
Sie könnten Vater und Sohn sein. Sie könnten aber auch Chef und Mitarbeiter sein. In Wahrheit sind sie zwei, die ganz einfach voneinander lernen wollen. Denn übereinander reden kann man schnell. Miteinander ist schon schwieriger, und füreinander Verständnis aufzubringen, gehört schon zur Königsklasse der generationenübergreifenden Kommunikation. In diesem unwegsamen Terrain wird der Einfachheit halber allzu gerne der Floskelkoffer ausgepackt. Den Jungen wird ein bisschen zu viel Laisserfaire sowie eine unausgewogene Work-Life-Balance mit Betonung auf Life unterstellt. Den Älteren eine über Jahre angearbeitete Beratungsresistenz bis hin zur Verbohrtheit nachgesagt.
Treffen Millennials in der Arbeitswelt auf ältere Semester, sind Missverständnisse also oftmals vorprogrammiert. So nicht bei diesen beiden, denn „wir sind Rebellen und Jakov ist übrigens der beste Freund meines Sohnes“, verrät Jürgen Wieser des Rätsels Lösung. „Ich habe Julian, Jürgens Sohn, immer für seine Rhetorik und sein Auftreten bewundert, aber dann habe ich seinen Vater kennengelernt und wusste, woher er das hat“, erklärt Jakov Gushchin, der schon in der Schule von Menmik lernen wollte, die es geschafft haben. „Ich war in der Schule nie gut, weil ich gar nicht so sein wollte wie die da vorne.“
Deswegen befragte er damals schon Prominente, um mehr über ihr Erfolgsrezept und ihren Antrieb zu erfahren. Nach der Schule ersann der 23-Jährige gemeinsam mit Kollegen die Veranstaltungsreihe „RealTalk“, in der echte Menschen aus ihrem Leben erzählen. Einer der ersten Gäste war Neuromarketing-Experte Jürgen Wieser und da kamen die beiden auch auf die Idee zu ihrem Projekt. Warum sollte man die 28 Jahre Altersunterschied nicht einfach nutzen? Das Wissen, das sich in dieser Spanne verbirgt, als gemeinsames Potenzial ansehen und nicht als trennende Grenze? Die beiden beschlossen, sich in regelmäßigen Abständen zu treffen, auszutauschen und Fragen zu stellen. „Mich hat interessiert, wie die Jungen ticken“, sagt Jürgen Wieser. „Die engagierten unter ihnen haben eine andere Dynaschen als wir. Wir haben fleißig abgearbeitet. Die sogenannten Millennials sind viel fokussierter und konzentrieren sich auf das Wesentliche. Sie tun nichts, worin sie keinen Sinn sehen. Sie fragen viel mehr „Warum?“, als wir es taten.“Der 23-jährige Jakov Gushchin will hingegen von
der Erfahrung des 51-jährigen Gegenübers lernen. „Meine Fragen beziehen sich mehr auf mein Unternehmen. Manchmal hat man Angst, einen gewissen Schritt zu machen. Da hilft es einfach, mit jemandem zu sprechen, der schon einmal etwas Derartiges gemacht hat und die Konsequenzen kennt.“Außerdem könne er mit seiner SocialMedia-Marketing-Agentur vom Fachwissen Wiesers profitieren. „Ich kann jetzt viel besser auf die psychologischen Merkmale eingehen. Wir haben uns ja auf Klein- und Mittelbetriebe spezialisiert und im Kampf gegen die großen Namen muss man immer geschickter vorgehen“, so Gushchin. Immer wieder kommt man in MillennialBefragungen zu dem Schluss, dass seine Generation besonders freiheits- und freizeitliebend sei. Jürgen Wieser ortet hier nun aber einen anderen Ansatz: „Es ist nicht unbedingt die Freiheit als oberstes Motiv, das diese Generation antreibt. Es ist die Kontrolle. Und wenn man Kontrolle über sein Leben hat, dann ist man vor Burnout geschützt“, lacht Wieser wissend. Dass beide von der Zusammenarbeit profitieren, zeigt sich auch daran, dass Jakov früher mit dem Mietwagen zu Jürgen nach Leoben fuhr. Heute kommt er mit seinem Cabrio.