„Macht und Machen sind verbunden“
Leser haben verschiedene Antworten auf die Frage, warum die SPÖ-Parteivorsitzende bei den Wählern nicht punkten konnte.
Meine Sympathien gehören der Person RendiWagner. In ihrer Funktion ist sie allerdings völlig überfordert, weil sie den Beruf der Politikerin weder gelernt hat noch sonderlich mag. Für das Geschäft „Politik“braucht man ganz besondere Fähigkeiten und Lust, diese Bühne zu bespielen. Ohne gesundes Machtstreben – auch innerparteilich – braucht man sich nicht zu wundern, wenn man nichts machen kann (Macht und Machen sind untrennbar miteinander verbunden!). Mutlos vertrauend auf die Lemuren der Partei, liefert sie sich Christian Deutsch aus und tut dann überrascht, wenn sie nach so einer Personalentscheidung Gegenwind erntet. Wenn die Zukunft Christian Deutsch heißt, dann verkommt die glorreiche Vergangenheit der Sozialdemokratie zur Episode. Mag. Robert Vitek,
Klagenfurt/Wien
Obskur
Die Wahl ist geschlagen, Gründe, dass sie so und nicht anders ausgegangen ist, gibt es viele. Einer der obskursten ist wohl, dass die Tiroler keine Doppelnamen mögen. Gemeint ist die SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Sie hat immerhin nach einem desaströsen Start den zweiten Platz behauptet. Kritik nicht an ihr geübt werden. Was mich am meisten abstößt, ist, dass abgetakelte Politiker unter die russische Geldhaube flüchten. So hat Christian Kern bis zuletzt beteuert, die SPÖ in den Wahlkampf zu führen. Dann der überraschende Rückzug in den Sold Putins.
Es hatte sich niemand in der SPÖ gefunden, der in dieser tristen Situation die Verantwortung übernommen hätte. Außer eben Pamela. Kein Mannsbild wagte sich an die schwierige Aufgabe heran. Als SP-Nichtwähler gratuliere ich der mutigen jungen Frau und knüpfe die Hoffnung daran, dass ihr künftig in der Partei Stütze zuteilwird, vor allem aber der verdiente Respekt.
Heinz Stritzl, Klagenfurt
Trotzhaltung
Die SPÖ verliert eine Wahl nach der anderen, die Reaktion der roten Parteispitze ist jedes Mal dieselbe: Wir haben alle richtig gemacht und es gibt keine Personaldiskussion! Wenn die SPÖ gebetsmühlenartig beteuert, auf die richtige Themen gesetzt zu haben, dann kann die aktuelle Niederlage wohl nur den Verantwortlichen angekreidet werden. Der Parteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner kann man zwar hohe menschliche Kompetenz bescheinigen, aber sie ist keine Politikerin.
Bis auf Drozda bleibt personell alles beim Alten, der neue Geschäftsführer Christian Deutsch kommt aus der Verliererclique. Gestandene Sozialdemokraten wie Hans Peter Doskozil oder Beppo Muchitsch, die das Zeug hätten, die Partei aus der Krise zu führen, müssen weiter in der zweiten Reihe warten. Somit wird das Dilemma der SPÖ weitergehen!
Andreas Schwammerlin, Graz
Unbehobene Missstände
Das Wahldebakel der SPÖ war vorhersehbar. Die Partei ist mit den Gewerkschaften zu sehr verwurzelt, was ihr schadet. Die Gewerkschaften der FSG (Fraktion sozialdemokratischer GewerkschafterInnen) haben in den letzten Jahren nur auf ihr Eigenwohl geschaut, Interessen der Bediensteten blieben auf der Strecke.
Was von der FSG und der SPÖ nicht mit Nachdruck eingeforkann
dert wird: Gesetzliche Pause für Beamte, gesetzliche Betriebspension für Beamte, Gerichtsurteil vom BVwG werden nicht mit Nachdruck in den staatsnahen Unternehmen umgesetzt. Es wird bei der SPÖ weiter abwärtsgehen, wenn sie wegschaut, obwohl sie von diesen Missständen in Kenntnis gesetzt wurde.
Karl Kampfer, Feistritz/Drau
Nur Einzelkämpfer
Wenn man solche Parteifreunde hat, die einen Doppelnamen als Grund sehen, nicht gewählt zu werden, dann braucht man keine Feinde mehr. Liebe Frau Rendi-Wagner, Sie sind sicher eine tolle Ärztin, warum tun Sie sich diesen nur aus Einzelkämpfern bestehenden Haufen weiter an?
Rudolf Klampfer, Edelsbach
Unattraktiv für Junge
Die SPÖ beklagt, dass sie bei den Jungen verliert, da diese die Errungenschaften alter Tage nicht wertschätzen? Das zeigt, wie ahnungslos diese Partei ist, denn für junge Menschen sind diese Errungenschaften immer weniger gültig. Man muss sich dafür nur die Ausbreitung von All-in-Verträgen, atypischen Beschäftigungsformen und das Zurückgehen von „normalen“Erwerbskarrieren vor Augen führen. Was bietet die Partei dagegen? Politik für die Herausforderungen der letzten 20 Jahre und der Zukunft? Fehlanzeige. Daniel Paierl, MA, MRes,
St. Margarethen
Klubzwang
Eine schaurige Szene, als Rot und Blau im Parlament stehend sich abzählen ließen und die funktionierende Regierung aushebelten. Allein dem Hass auf Kurz ist hämisch genüge getan. Dabei hätte die SPÖ-Führung sogleich ihren braven hinteren Mandataren zurufen können: „Zwölf von euch können heimgehen!“Von den Blauen haben sogar 20 Abgeordnete mit ihrem verordneten Votum sich selbst entlassen, Peter Pilz gleich seine gesamte Riege. 38 gewählte Einzel-Schicksale finden sich auf dem politischen Friedhof wieder. Wo bleibt die Vernunft, die Weitsicht, die Diplomatie jener führenden Politiker, welche solch ein Desaster anrichten? Hauptsache, die Richtung stimmt. Und nibelungentreu ist man schließlich auch.
Klubzwang ist der Stoff, aus dem man Dramen schreibt.
Fritz Sihler, Klagenfurt