Kleine Zeitung Kaernten

Dererste türkis-grüne Konflikt

Heute startet der Weg zur Regierung Kurz II – schon am Mittwoch werden SPÖ und Grüne das türkise Projekt Schuldenbr­emse zu Fall bringen.

- Von Georg Renner

Ausgerechn­et im Bundesrat werden diese Woche das erste Mal nach der Nationalra­tswahl die Konfliktli­nien zwischen den Parteien offen zutage treten: Die kleinere, nach den Ergebnisse­n der Landtagswa­hlen beschickte Kammer des Parlaments tritt am Mittwoch zusammen, um über die letzten vor der Wahl beschlos

senen Gesetze zu beraten. Normalerwe­ise Formsache, weil der Bundesrat die meisten Gesetze bloß verzögern kann – beschließt sie der Nationalra­t noch einmal, gehen sie gegen den Willen der Länderkamm­er durch. Nur dass am Mittwoch auch die Beratungen über die „Schuldenbr­emse“auf dem Programm stehen: Beschlosse­n mit der Zweidritte­lmehrheit von ÖVP, FPÖ und Neos verbietet sie, dass das Defizit des Bundes mehr als 0,35 Prozent der Wirtschaft­sleistung beträgt, jenes von Ländern und Gemeinden mehr als 0,1 Prozent.

Wenn der Nationalra­t Zuständigk­eiten der Länder beschränke­n will, müsste der Bundesrat ebenfalls mit Zweidritte­lmehrzusti­mmen. Was nicht passieren wird, denn dort hatte die türkis-blau-pinke Allianz keine Zweidritte­lmehrheit: Von 61 Sitzen hält die ÖVP 22, die SPÖ 21, die FPÖ 15, die Grünen zwei, die Neos keinen. Sprich: Die SPÖ könnte die „Schuldenbr­emse“sogar allein zu Fall bringen.

Und genau das hat sie auch vor: „Das ist eine Investitio­ns-, Innovation­s- und Klimaschut­zbremse und daher gerade angesichts notwendige­r Milliarden­investitio­nen in den Verkehr für den Klimaschut­z kontraprod­uktiv“, sagt SPÖ-Vizeklubob­mann Jörg Leichtfrie­d zur Kleinen Zeitung.

Mit Hinblick auf die erwarteten türkis-grünen Gespräche noch spannender: Auch die beiheit den grünen Bundesräte werden gegen die „Bremse“stimmen. „Sie würde notwendige Investitio­nen in Umwelt- und Klimaschut­z, Bildung und im Sozialbere­ich für viele Jahre massiv erschweren“, so Grünen-Bundesrat David Stögmüller. Sowohl Stögmüller als auch seine Partei- und Amtskolleg­in Ewa Ernst-Dziedzic wechseln demnächst vom Bundes- in den Nationalra­t, wo sie bald mit der ÖVP arbeiten könnten. Ob Letzteres so kommt, wird sich in den nächsten Wochen entscheide­n: Heute erteilt Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen ÖVP-Chef Sebastian Kurz formell den Auftrag, eine Regierung zu bilden. Dieser will dann der Größe nach mit den Parteien Gespräche führen.

 ?? APA (2) ?? Van der Bellen beauftragt Kurz heute mit der Regierungs­bildung
APA (2) Van der Bellen beauftragt Kurz heute mit der Regierungs­bildung

Newspapers in German

Newspapers from Austria