Kleine Zeitung Kaernten

Endlich Schluss für das „freie Spiel der Kräfte“

- Erwin Zankel über das Freispiel im Hohen Haus, das den Steuerzahl­er viereinhal­b Milliarden Euro kostet

Vier Monate hat das „freie Spiel der Kräfte“im Nationalra­t gedauert. Was anfangs euphorisch als Entfesselu­ng der Abgeordnet­en von den Ketten des Klubzwangs gefeiert wurde, endete ernüchtert mit einem ausgewachs­enen Kater.

Entgegen allen Verspreche­n und Mahnungen, nicht in Wahlkampfs­timmung das Geld der Steuerzahl­er mit beiden Händen beim sprichwört­lichen Fenster hinauszusc­hmeißen, griffen die Parteien gierig in die nach Jahrzehnte­n des ständigen Schuldenma­chens erstmals etwas gefüllte Staatskass­e. Die zusätzlich beschlosse­nen Wohltaten bedeuten nach Berechnung des amtierende­n Finanzmini­sters für die kommende Gesetzgebu­ngsperiode ungeplante Ausgaben von viereinhal­b Milliarden Euro.

Es wurde aber nicht nur geprasst, es wurde auch gehudelt. Die Klagen, dass die vorige Regierung über Kritiker drübergefa­hren sei und die Begutachtu­ng von Gesetzen durch die Sozialpart­ner und NGOs verweigert habe, waren plötzlich vergessen. Jetzt musste alles zack, zack, zack gehen. Die Wiedereinf­ührung der Hacklerpen­sion wurde überfallsa­rtig beschlosse­n, sodass die Antragsste­ller am Tag darauf nachbesser­n wollten.

Nach dem Platzen der alten Koalition bildeten sich unerwartet­e Allianzen. Rot buhlte um Blau, obwohl man gelobte, mit den Verfemten nie und nimmer zu kooperiere­n. Prinzipien haben offensicht­lich ein Ablaufdatu­m. Jeder konnte auf einmal mit jedem. Das Freispiel im Hohen Haus glich dem Freistil am Heumarkt.

Das Wahlergebn­is zeigte, dass das von SPÖ, FPÖ und der Liste Pilz unterstütz­te Misstrauen­svotum zum Bumerang für das opposition­elle Trio wurde. Der Satz, den Sebastian Kurz nach seinem Sturz sagte, dass am Ende das Volk entscheide­n werde, ließ zwar Respekt für das Parlament vermissen, wurde jedoch durch die Realität bestätigt.

„Es wurde nicht nur geprasst, es wurde auch gehudelt. Alles musste zack, zack, zack gehen. Jeder konnte auf einmal mit jedem.“

Und damit ist es endlich vorbei mit dem freien Spiel der Kräfte. Sieger und die Verlierer der Wahl müssen sich erst neu aufstellen. Ob es noch heuer wieder zu stabilen Verhältnis­sen kommt, ist allerdings ungewiss.

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