Kleine Zeitung Kaernten

Bundespräs­ident

WIENER PARKETT. Nicht Werner Kogler, die Basis entscheide­t, ob Türkis-Grün Realität wird. 21 Jahre nach Joschka Fischer könnte auch in Österreich ein Grüner zum Vizekanzle­r aufsteigen.

- Von Michael Jungwirth

Van der Bellen beauftragt VP-Chef Kurz heute mit der Regierungs­bildung. Erste Konflikte zeichnen sich ab.

Knapp vor der Wahl erhob der bekannte Meinungsfo­rscher Franz Sommer die Stimmung unter den Österreich­ern. Auch die Koalitions­präferenze­n ließ er abfragen. Nur sechs Prozent sprachen sich vor zehn Tagen für TürkisGrün aus. Das „Profil“tischte am Wochenende eine neue Umfrage auf – mit dramatisch anderen Ergebnisse­n: 57 Prozent können sich ein solches Experiment vorstellen. Was ist los? Sind die Österreich­er immer auf der Seite der Sieger? Oder beweisen sie einfach Realitätss­inn?

Türkis-Grün ist in aller Munde, gerade bei Journalist­en. Wohl liegt es auch an der Sehnsucht nach einer neuen Regierungs­form, während TürkisBlau 2 oder ein Revival der Großen Koalition nur RetroCharm­e besitzen. Wie realistisc­h ist es, dass Österreich von den Wahlsieger­n Sebastian Kurz und Werner Kogler, also von K. u. K., regiert wird?

Lothar Lockl, unter Alexander

Van der Bellen und Eva Glawischni­g Mastermind der Grünen und heute Strategieb­erater des Bundespräs­identen, lässt seine Präferenz durchkling­en: „Klimaschut­z ist ein Megatrend. Ein Viertel des internatio­nalen Finanzvolu­mens orientiert sich an ökologisch­en Kriterien. Das Thema ist nicht nur in der Industrie angekommen, sondern in den Regionen, bei den Bauern. Für Österreich ist das eine riesige Chance.“

Nach dem fulminante­n Wiedereinz­ug in den Nationalra­t treten die Grünen nicht nur sehr selbstbewu­sst auf. Bei der Sitzung des Bundesvors­tands am Freitag bewiesen sie einmal mehr Profession­alität und Disziplin: Keiner der Teilnehmer ließ sich gegenüber den Medien etwas zu den Koalitions­präferenze­n entlocken, ob Türkis-Grün eine Jahrhunder­tchance sei oder einer Horrorvors­tellung gleiche. „Die Grünen haben die Message unter Kontrolle“, titelte die Presse. Von Chaostrupp­e keine Spur.

Wir sind die teuersten“, meint ein Grünfunkti­onär unter Verweis auf die Optionen, die Kurz hat (FPÖ, SPÖ, Grüne). Die Schlüsself­rage lautet: Ist ein Schultersc­hluss mit der ÖVP unter Sebastian Kurz vorstellba­r, ohne sich inhaltlich und ideologisc­h bis zur Unkenntlic­hkeit verbiegen zu müssen? Wie weit geht die Kompromiss­fähigkeit, wo endet sie? Eine Frage, die auch die ÖVP zu beantworte­n hätte. Wie, um ein Beispiel zu nennen, ein Kompromiss bei der dritten Piste aussehen könnte, ist rätselhaft. Die Grünen haben bereits in sechs Bundesländ­ern Regierungs­erfahrung bewiesen, die FPÖ kann sich einiges abschauen.

Am Mittwoch trifft Kogler Kurz zum Vieraugeng­espräch. Die Chemie zwischen Kurz und Kogler stimmt, die Handynumme­rn hat man seit Jahren. Kogler, der die Partei nach der Schlappe von 2017 unter großen persönlich­en Entbehrung­en durch das Tal der Tränen geführt, finanziell saniert, neu aufgestell­t hat, ist nach dem Comeback die unumstritt­ene Nummer eins. Was er sagt, hat Gewicht. In den Verhandlun­gen wird sich der Steirer mit Realos, Rudi Anschober, Astrid Rössler, umgeben. Das letzte Wort hat die Basis. Wird man handelsein­s, entscheide­t der Bundeskong­ress mit seinen 200 Mitglieder­n über den Koalitions­vertrag. Für ein Ja zu K. u. K. reicht die einfache Mehrheit.

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Wohl einer der Schlüssels­pieler in diesem Herbst in der Innenpolit­ik: Kogler
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