Kleine Zeitung Kaernten

Dubioser Deal beschäftig­t die Justiz

Ist es der übliche, typisch österreich­ische Postenscha­cher? Oder steckt mehr dahinter? Die Justiz ermittelt.

- FRAGE & ANTWORT. Von Norbert Oberndorfe­r

1 Was unterschei­det diese Affäre von anderen politische­n Postenbese­tzungen?

ANTWORT: Brisant ist, dass Novomatic angeblich Glücksspie­llizenzen in Aussicht gestellt worden seien, falls der Casinos-Austria-Großaktion­är für die Bestellung des FPÖ-Kandidaten Peter Sidlo als Finanzvors­tand stimme. Die Staatsanwa­ltschaft erhebt den Vorwurf von Bestechung und Untreue. Diese strafbare, „beabsichti­gte Begünstigu­ng“steht noch auf wackeligen Beinen: Es wurden de facto keine Lizenzen bis zum Sturz der Regierung im Mai an Novomatic vergeben. Allerdings: ÖVP-Ex-Finanzmini­ster Hartwig Löger hatte zuvor einen Entwurf für die Novellieru­ng des Glücksspie­lgesetzes in Begutachtu­ng geschickt, der das Monopol der Casinos Austria einzementi­ert hätte. Dieser wurde zurückgezo­gen, stattdesse­n soll FPÖ-Ex-Staatssekr­etär Huber Fuchs dann an einem neuen Online-Gaming-Gesetz getüftelt haben, an einer Lizenz hatte die Novomatic Interesse. Speziell an dem Fall ist, dass der ehemalige FPÖ-Bezirksrat Sidlo von Personalbe­rater Egon Zehnder attestiert bekam, völlig ungeeignet für den Posten zu sein. „Beabsichti­gte Begünstigu­ng“ist strafbar.

2 Was ist der Kern des Skandals?

ANTWORT: Bei den Ermittlung­en geht es um die Frage, ob es bei der Bestellung des FPÖlers Peter Sidlo zum Finanzvors­tand des Konzerns politische Absprachen zwischen der FPÖ und Casinos-Großaktion­är Novomatic gegeben hat. Löger soll beim Casinos-Austria-Aufsichtsr­atschef Walter Rothenstei­ner telefonisc­h intervenie­rt haben, um Sidlo den Posten zu beschaffen („Sidlo ist ein Muss“). Große Bedeutung misst die Staatsanwa­ltschaft einer Aktennotiz vom 1. Februar 2019 von Rothenstei­ner nach dem Telefonat mit Löger zu (siehe links). „Postenscha­chereien“zwischen Regierungs­parteien sind in Österreich kein Novum, aber es wurden kaum gänzlich unqualifiz­ierte Bewerber ins Rennen geschickt..

3 Gegen welche Personen wird ermittelt?

ANTWORT: Seit dem Sommer wird gegen Ex-FPÖ-Strache, ExKlubobma­nn Johann Gudenus und gegen Sidlo ermittelt. Bei dem Trio gab es Hausdurchs­uchungen, dem Vernehmen nach war Straches Handy eine wahre Fundgrube. In einer zweiten Runde sind Löger, Rothenstei­ner, Ex-Finanzmini­ster Josef Pröll (als Casinos-Aufsichtsr­atsstellve­rtreter) und ExLöger-Kabinettsc­hef Thomas Schmid ins Visier der Justiz geraten. Immer wieder taucht der Name von Casino-Chefin Bettina Glatz-Kremsner auf, sie ist allerdings nicht von den Ermittlung­en betroffen.

4 Wie reagiert die Politik auf die Affäre?

ANTWORT: Die Neos fordern die Einsetzung eines Untersuchu­ngsausschu­sses, GrünenChef Werner Kogler würde sich dem Vorstoß für einen Untersuchu­ngsausschu­ss „nicht verschließ­en“. Die SPÖ will eine Sondersitz­ung einberufen, wozu zumindest die Neos bereits ihre Zustimmung bekundet haben, Neos und SPÖ hätten jedenfalls genügend Stimmen für einen U-Ausschuss.

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