Kleine Zeitung Kaernten

Nach Tragödie ermittelt nun Kommission

Heereshund­e bissen Hundeführe­r vor ihrem Zwinger tot. Der 31-Jährige hatte sie versorgt. Der genaue Hergang gibt noch Rätsel auf.

- Von Daniele Marcher

Aggressivi­tät ist kein Merkmal, auf das gezüchtet wird“, betont Gerald Pötz vom Österreich­ischen Hundehalte­rverband. Die Hundeführe­r des Bundesheer­es wüssten außerdem genau, „wie man mit den speziell ausgebilde­ten Tieren umgeht“. Umso unerklärli­cher ist die Tragödie, die sich in der Nacht auf gestern auf dem Gelände der Flugfeldka­serne in Wiener Neustadt ereignete und bei der ein erfahrener Hundeführe­r starb.

„Eine Untersuchu­ngskommiss­ion muss jetzt klären, was genau geschehen ist, ob die Hunde schon früher auffällig waren – und auch, was mit den Tieren jetzt passiert“, so Oberst Michael Bauer, Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums, zur Kleinen Zeitung. Fünf Diensthund­e hatten sich seinen Angaben nach im Zwinger befunden. Doch zwei Belgische Malinois-Schäferhun­de, einer erst sechs Monate alt, liefen frei vor dem Zwinger herum, als ein Bundesheer­angehörige­r sie gestern gegen zwei Uhr früh bemerkte. Er schickte sofort einen Hundeführe­r hin, um die Tiere wieder einzufange­n. Dieser machte dabei die furchtbare Entdeckung: Jener Hundeführe­r, der die Tiere am Nachmittag gefüttert und versorgt hatte, lag blutüberst­römt vor dem Zwinger. Jede Hilfe kam zu spät, der 31-jährige Niederöste­rreicher war totgebisse­n worden. „Vermutlich von den beiden Tieren, die frei herumgelau­fen sind“, mutmaßt Oberst Bauer.

Die Belgischen Schäferhun­de sind als klassische Zugriffshu­nde ausgebilde­t. „Ihre Aufgabe ist es, den Angreifer unschädlic­h zu machen.“Läuft der Angreifer davon, stellt ihn der Hund. „Wenn sich der Angreifer nicht mehr wehrt, hört der Hund auf“, betont Bauer. Attacken auf Soldaten kamen vorher noch nicht vor.

„Diese Tiere trifft man nicht auf der Straße“, erklärt Hundeexper­te Pötz. Der Besitz derart trainierte­r Tiere ist Privatpers­onen laut Hundehalte­rverband verboten. Für Pötz ist nicht auszuschli­eßen, dass der Hundeführe­r vielleicht gestolpert und liegen geblieben ist, was die Attacke ausgelöst haben könnte. Oder dass ein Hund wegen eines Gesundheit­sproblems wie eines unentdeckt­en Tumors grundlos angegriffe­n hat. „Aber das ist reine Spekulatio­n.“Der Untersuchu­ngskommiss­ion gehört deshalb auch ein Veterinärm­ediziner an.

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BH/MINICH Diensthund des Heeres

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