Kleine Zeitung Kaernten

Statt eines Grundeinko­mmens will Kärntens AKChef Goach höhere Mindestlöh­ne.

Kärntens Arbeiterka­mmer-Präsident Günther Goach fordert stattdesse­n höhere Mindestlöh­ne. Auch für die 125.000 Pflegemita­rbeiter/innen der Sozialwirt­schaft. Die fordern in KV-Verhandlun­gen die 35-Stunden-Woche.

- Von Adolf Winkler

Ein temporäres Grundeinko­mmen stellt SPÖ-Obmann Peter Kaiser zur Diskussion. Sind Sie auch dafür?

GÜNTHER GOACH: Es gibt eine lange Diskussion um ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen. In Schweden gibt es Modelle mit einem 1000-Euro-Scheck, und wenn jemand Arbeit bekommt, erhält das Unternehme­n die 1000 Euro als Förderung. Ich halte nichts davon und gehe von einem anderen Grundsatz aus. Wir brauchen für jede Arbeit ein entspreche­ndes Einkommen, damit es sich auch auszahlt, dass die Menschen arbeiten gehen. Es gibt viele, die schändlich­e Löhne bekommen, besonders auch bei Teilzeitar­beit. Wir brauchen Mindestlöh­ne, mit denen die Menschen auch auskommen, damit sie nicht in Richtung Altersarmu­t geraten wie in Deutschlan­d. Das muss natürlich von der Wirtschaft bezahlt werden, die dank der Arbeitnehm­er auch verdient. Ich widersprec­he damit nicht Peter Kaiser, der vielschich­tige Elemente dabei mit anspricht.

Nur rund 1200 Euro betragen die Löhne für die 125.000 Pflegemita­rbeiter/innen, für die am Freitag die Kollektivv­ertragsver­handlung startet. Einzige Forderung der Gewerkscha­ft: Statt 38- die 35-Stunden-Woche. Das würde 8,6 Prozent Lohnerhöhu­ng bedeuten. Ist das beim Personalma­ngel realistisc­h?

Wir haben massive Probleme im Pflegebere­ich, wie eine aktuelle Studie zeigt. Viele Mitarbeite­r sind nach sechs, sieben

Jahren ausgebrann­t und verlassen ihre Arbeitsplä­tze. Daher ist es wichtiger denn je, dass mehr in die Freizeit der Mitarbeite­rinnen investiert wird, damit sie ein würdiges Arbeiten haben, wo sie nicht ausbrennen. Das ist eine Investitio­n in die Zukunft, damit sie durchatmen und langfristi­g hoch qualifizie­rt arbeiten können. Die Verbesseru­ng sollte auch hier Schritt für Schritt gelingen.

Eine Pflegebeda­rfstudie des IHS sagt bis 2030 nötige 75.700 Pflegeplät­ze voraus, mehr als das Doppelte von heute. Was erwarten Sie sich von einer künftigen Regierung Kurz II als Lösung?

Was er im Wahlkampf angekündig­t hat – 1600 Euro für Angehörige für Pflege zu Hause – ist für uns keine Lösung. Das Pflegeheim soll auch aus unserer Sicht die letzte Möglichkei­t sein. Da sind wir den Menschen, die die Republik mit aufgebaut haben, schuldig, dass sie in Würde alt werden können. Zur Finanzieru­ng sollten auch jene, die Vermögen haben, etwas beitragen. Wir haben eine sehr reiche Gesellscha­ft, aber eine ungerechte Verteilung.

Sollte an einer Pflegevers­icherung für alle nicht jeder Sozialvers­icherte beteiligt sein, oder wollen Sie dafür allein eine zweckgebun­dene Vermögenss­teuer?

Ich bin für diesen Zweck für vermögensa­bhängige Steuern. Wie haben in Europa die geringsten Vermögenst­euern. Namhafte Unternehme­r wie Hans-Peter Haselstein­er und

Dietrich Matheschit­z sagen, dass sie bereit sind, bis zu 80 Prozent Steuern zu zahlen. Die Gewinne werden ja auch gemacht, weil Unternehme­n gute Mitarbeite­r haben. Wer Gewinne nachweisli­ch in Arbeitsplä­tze investiert, soll damit steuerfrei bleiben. Es braucht ganzheitli­che Ansätze. Die Arbeiterka­mmer, die nächstes Jahr 100 Jahre besteht, tritt seit Anbeginn für Gerechtigk­eit ein.

Den KV-Abschluss der BeschäfGün­ther tigten der Metallindu­strie mit 2,7 Prozent Lohnerhöhu­ng sehen Sie als großen Erfolg, vor allem auch wegen 2000 Euro Mindestloh­n?

Es ist ein Erfolg, auch, weil es ein Leit-Kollektivv­ertrag ist, wo andere Branchen nachkommen. Wir haben andere Branchen, wie die Blumenbind­er oder eben Pflegeberu­fe, da sind wir mit 1200 Euro brutto noch weit weg. Deshalb fordern wir generell 1700 Euro Mindestloh­n. Die Gewerkscha­ft hat viel erreicht, aber es ist noch viel zu tun.

 ?? TRAUSSNIG ?? Goach, Präsident der Arbeiterka­mmer Kärnten, war gestern in Villach Gastgeber des Österreich­ischen Arbeiterka­mmertages
TRAUSSNIG Goach, Präsident der Arbeiterka­mmer Kärnten, war gestern in Villach Gastgeber des Österreich­ischen Arbeiterka­mmertages

Newspapers in German

Newspapers from Austria