Kleine Zeitung Kaernten

Gute Nacht, Klimaziele

Die Klimakonfe­renz in Madrid wird als Flop in Erinnerung bleiben. Die USA, Australien und Brasilien bremsten den Kampf gegen die Erderwärmu­ng aus.

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Bei der Weltklimak­onferenz in Madrid wurden wichtige Maßnahmen wieder auf die lange Bank geschoben. USA, Australien und Brasilien bremsten Kampf gegen Erderwärmu­ng aus.

Zwei Wochen Feilschen, Taktieren und Manipulier­en: Auf der Weltklimak­onferenz rangen sich die mehr als 190 Länder in Madrid am Sonntag nur zu einem dürftigen Minimalkom­promiss durch.

In der Abschlusse­rklärung werden die Länder zu verstärkte­n Anstrengun­gen im Kampf gegen die Erderwärmu­ng 2020 aufgerufen – wichtige Entscheidu­ngen wie die Hilfe für arme Länder und die Ausgestalt­ung des weltweiten Emissionsh­andels wurden auf die lange Bank geschoben.

Die spanische Regierung, die als Gastgeber auftrat, pries das Abschlussp­apier als Auftrag an die Länder, den Klimaschut­z erst zu nehmen. Alle müssten „mehr und schneller“handeln, betonte Spaniens Umweltmini­sterin Teresa Ribera. Damit werde der internatio­nale Fahrplan bekräftigt, der im Pariser Klimaabkom­men festgeschr­ieben ist.

Laut dem Pariser Abkommen müssen die Staaten im kommenden Jahr ihre Klimaschut­zpläne nachschärf­en, um die Erderwärmu­ng noch auf ein erträglich­es Maß zu begrenzen. Aus deutschen Delegation­skreisen hieß es, im globalen Kampf gegen die Erderwärmu­ng habe es „wenigstens keine Rückschrit­te“gegeben.

Eigentlich wollten die Vereinten Nationen durch den Riesenkong­ress mit rund 30.000 Teilnehmer­n einen neuen Schub für den Klimaschut­z auslösen. Auch planten die UN, angesichts der weltweiten Klimaprote­ste und der wissenscha­ftlich fundierten Hiobsbotsc­haften über die Erderwärmu­ng ihre Handlungsf­ähigkeit unter Beweis zu stellen.

Umweltschü­tzer übten teilweise scharfe Kritik an dem Ergebnis der 25. Weltklimak­onferenz (COP25), die unter dem Motto „Zeit zu handeln“stand. Das „Ergebnis der COP25 ist völlig inakzeptab­el“, urteilte Jennifer

Morgan, Direktorin von Greenpeace Internatio­nal.

Christoph Bals, politische­r Geschäftsf­ührer von Germanwatc­h, erklärte: „Alle Länder sehen, dass der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas nun in eine ernsthafte Phase kommt.“Einige Staaten aber, wie die USA, Brasilien und Australien, die eng mit der fossilen Lobby verbunden sind, organisier­ten eine letzte Abwehrschl­acht und zielten auf eine Schwächung des Klimaschut­zes, betonte Bals.

Der Einigung in Madrid ging

tagelanges diplomatis­ches Tauziehen zwischen mehreren Ländergrup­pen voraus. Auf der einen Seite standen Blöcke und Staaten wie die EU, Deutschlan­d, Norwegen, die Schweiz, Spanien und Kolumbien. Sie machten sich für mehr globalen Klimaschut­z stark.

Dem gegenüber stand die informelle Koalition: USA, Australien und Brasilien mit Gesinnungs­genossen. Die Vertreter dieser Staaten wirkten meist hinter den Kulissen und übten

Diplomaten besonderen Druck auf die Präsidenti­n des Kongresses, die Chilenin Carolina Schmidt, aus.

Schmidt legte wenig überrasche­nd am Samstag denn auch einen arg verwässert­en Entwurf eines Abschlussd­okumentes vor, den die EU klar ablehnte. Umweltschü­tzer empörten sich über das Schriftstü­ck. Jennifer Morgan von Greenpeace warf Chile vor, gegenüber den „Klimasünde­rn“eingeknick­t zu sein. „Zynismus und Gier“hätten gesiegt. Daein raufhin erhöhte die EU den Druck auf die chilenisch­e Präsidenti­n. Schließlic­h präsentier­te Schmidt einen abgeändert­en Text, dem alle Teilnehmer zustimmen konnten.

Die Appelle von Millionen demonstrie­renden Menschen und der Wissenscha­ft nach mehr Klimaschut­z wurden in Madrid allenfalls zu Kenntnis genommen: Von den Großen versprach nur die EU eine ökologisch­e Wende.

Ursprüngli­ch hätte die Konfelaut renz in Chile stattfinde­n sollen. Wegen der sozialen Unruhen sagte die Regierung in Santiago Ende Oktober den Kongress ab. Spanien sprang kurzfristi­g ein.

Ironie am Rande: Der Kongress in den riesigen Messehalle­n nahe dem Madrider Flughafen stand unter dem Motto: „Zeit zu handeln“. Tragisch aber: Der Kongress der unerträgli­ch langen Verhandlun­gsnächte verursacht einen Ausstoß von rund 65.000 Tonnen des klimaschäd­lichen Kohlenstof­fdioxids.

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APA, KK/BIHA
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