Kleine Zeitung Kaernten

Tempo: Boris Johnson will das Brexit-Gesetz bis Weihnachte­n.

Der frischgewä­hlte britische Premier Boris Johnson will das Brexit-Gesetz noch vor Weihnachte­n einbringen.

- Von unserem Korrespond­enten Peter Nonnenmach­er aus London

Boris Johnson will nach seinem fulminante­n Wahlsieg die Abkoppelun­g seines Landes von der EU in Rekordzeit umsetzen. Johnson will die britische EU-Mitgliedsc­haft am 31. Jänner in aller Form beenden. Er will außerdem die künftigen Beziehunge­n Großbritan­niens zur EU bis Ende nächsten Jahres vertraglic­h regeln.

Der für die Brexit-Umsetzung abgestellt­e Kabinettsm­inister Michael Gove versichert­e dazu am Sonntag, die Verhandlun­gen mit der EU würden auf jeden Fall „nächstes Jahr abgeschlos­sen“werden – „in allen Details“.

Politiker aus EU-Ländern und die neue EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen hatten das als problemati­sch bezeichnet, weil der Abschluss detaillier­ter Handelsver­träge meist Jahre dauert. Der frühere britische EU-Botschafte­r Sir Ivan Rogers warnte Premier vor überzogene­n Hoffnungen. Ergibt sich nächstes Jahr keine Einigung, kommen beide Seiten um Zölle, Importquot­en und scharfe Grenzkontr­ollen nicht herum.

Der weitere „Kampf um den Brexit“schlägt so schon Wellen, bevor das neu gewählte Parlament in London auch nur zusammenge­treten ist. Ein prominente­r Sprecher der ToryHardli­ner, Bernard Jenkin, mahnte Johnson gestern, vom Weg eines „harten“Brexit nur

abzukommen. „Die ProEU-Linke“propagiere jetzt offenbar die Idee, dass wegen der großen neuen Tory-Mehrheit im Parlament Leute wie er „isoliert und ignoriert“werden könnten.

In der Tat kann sich Johnson künftig auf die stimmenstä­rkste Tory-Fraktion seit den 80erJahren stützen. Die Konservati­ve Partei erhielt 365 von 650 Sitzen bei der Wahl. Die Labour Party kam nur noch auf 203 Sitze. Die Partei der Liberaldem­okraten schrumpfte, statt zuzuleJohn­son gen, von zwölf auf elf. Mit seiner Mehrheit will Johnson im Eilverfahr­en den formellen Austritt aus der EU vollziehen. Bereits für diesen Donnerstag ist eine Regierungs­erklärung – die sogenannte Queen’s Speech – geplant. Und noch vor Weihnachte­n soll das Parlament mit der Behandlung des Austrittsg­esetzes beginnen.

Das Oberhaus soll, falls nötig, zwischen Weihnachte­n und Neujahr zu einer Sondersitz­ung zusammentr­eten, um dem Genicht

setz seinen Segen zu geben. Rechtzeiti­g vor dem 31. Jänner sollen alle Vorkehrung­en für den Austritt getroffen sein. Das Europaparl­ament muss ja auch noch seine Zustimmung geben.

Offenbar plant Premier Johnson aber auch schon andere radikale Maßnahmen. Angeblich will er „die Funktionsw­eise der britischen Demokratie“überholen und die Befugnisse von Exekutive, Legislativ­e und Justiz neu gewichten.

Feste Wahlperiod­en von fünf Jahren sollen wieder abgeschaff­t werden, damit Boris Johnson zu jedem beliebigen Zeitpunkt Neuwahlen ausschreib­en kann. Wahlkreisg­renzen sollen neu gezogen werden – was unterm Strich den Konservati­ven zugutekäme. Und dem öffentlich-rechtliche­n Sender BBC haben Johnson-Berater bereits die Abschaffun­g der Rundfunkge­bühren angedroht.

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AFP Nach dem Wahlerfolg hat Boris Johnson das klare Mandat, sein Land rasch aus der EU zu führen

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