Kleine Zeitung Kaernten

„Das KSO ist voller Energie“

INTERVIEW. Der 43-jährige Italiener Jader Bignamini steht am Pult des Klagenfurt­er Stadttheat­ers bei der morgigen Premiere von Tschaikows­kis Oper „Eugen Onegin“.

- Von Helmut Christian

Wie kommt man zu einem so ungewöhnli­chen Vornamen?

JADER BIGNAMINI: Meine Mutter wollte eigentlich nur einen anderen Vornamen haben als die in Italien sonst üblichen. Ich sollte weder Giovanni, Giuseppe noch Stefano heißen. Eigentlich ist es ein erfundener Name.

Sie spielten jahrelang als Klarinetti­st beim Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi. Wie kamen Sie zum Dirigieren?

Ich habe neben Klarinette auch Dirigieren studiert, habe schon immer wieder sogenannte Familienko­nzerte dirigiert und war dann auch fallweise Assistent bei Riccardo Chailly. Aber das Schlüsselj­ahr war 2011: Da hatte die vorgesehen­e Dirigentin Xian Zhang gesundheit­liche Probleme. Fünf Minuten vor Konzertbeg­inn wurde ich gefragt, ob ich nicht das Dirigat übernehmen könnte. Also legte ich die Klarinette weg, nahm den Taktstock in die Hand und

Mahlers 5. Symphonie. Es wurde ein großer Erfolg. Schon eine Woche später stand ich am Pult eines Konzertes mit dem italienisc­hen Staatspräs­identen als Zuhörer, das auch im TV übertragen wurde. Beides wirkte wie eine Bombenexpl­osion und ich bekam viele Angebote.

Sie haben schon an der Met und der Wiener Staatsoper dirigiert und sind ständiger Begleiter von Anna Netrebko und ihrem Gatten Yusif Eyvazov. Was waren für Sie die Höhepunkte Ihrer Karriere?

Zweifellos die Reihe der Galakonzer­te mit Größen wie Juan Diego Flórez sowie Anna und Yusif. Sie sind alle völlig unkomplizi­ert und arbeiten total profession­ell. Mit Anna und Yusif habe ich auch Puccinis „Manon Lescaut“zum ersten Mal überhaupt im Moskauer Bolschoi-Theater aufgeführt. Nächstes Jahr plane ich eine Reihe von Konzerten mit amerikanis­chen Orchestern.

Sie waren schon einmal beim Carinthisc­hen Sommer und dirigierte­n 2017 das KSO. Jetzt folgt Tschaikows­kis „Eugen Onegin“am Stadttheat­er. Haben Sie diese, wohl beliebtest­e russische Oper schon einmal dirigiert?

Anlässlich eines Konzertes mit russischen Arien dirigierte ich in Toronto das Finale aus „Onegin“mit Anna Netrebko und dem leider viel zu früh verstorben­en Dmitri Hvorostovs­ki. Seit damals wollte ich dieses Werk einmal vollständi­g dirigieren. Jetzt ist dies für mich erstmalig am Stadttheat­er möglich. Ich liebe diese Musik, sie ist so voll Melancholi­e und Traurigkei­t, aber beinhaltet auch große Leidenscha­ft und Liebe.

Wie laufen die Proben?

Sehr gut, wir feilen sehr an der Dynamik und an Details. Das KSO ist sehr flexibel, voller Energie und will das Beste geben. Die Musiker verstehen sofort, was ich will. Und wir hadirigier­te ben tolle Stimmen, wie etwa die der Tatjana, eine erst 25 Jahre alte Georgierin. Dazu kommen Adrian Timpau als Onegin und Pavel Petrov als Lenski. Er hat 2018 den ersten Preis beim Operalia-Wettbewerb gewonnen. Es wird eine gute Produktion.

Man hört, dass der Regisseur angeschlag­en ist ...

Ja, aber der Dramaturg Markus Hänsel unterstütz­t ihn tatkräftig.

Sie stehen auch beim Neujahrsko­nzert am 3. Jänner am Pult des Kärntner Sinfonieor­chesters. Was wird es zu hören geben?

Auch darauf freue ich mich sehr. Ich liebe die Musik der Strauß-Dynastie. Es wird aber auch Stücke von Suppé, Liszts „Ungarische Rhapsodie“und einige witzige Überraschu­ngen geben.

„Eugen Onegin“am Stadttheat­er Klagenfurt. Premiere: 19. 12., 19.30 Uhr. Weitere Termine und Infos:

www.stadttheat­er-klagenfurt.at

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BULDRINI/KK Dirigent Jader Bignamini

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