Kleine Zeitung Kaernten

Bereit für den großen Wurf

Österreich­s Handballer wollen heute zum Auftakt der EM-Hauptrunde vor 10.000 Zuschauern in Wien gegen Kroatien weiter auf der Erfolgswel­le reiten.

- Von Georg Michl Spielt in Wien

Der ganz große Wurf steht bei Janko Bozovic Mitte März ins Haus. Da ist der errechnete Geburtster­min seines ersten Kindes. „Meine Frau und ich können es kaum erwarten. Es wird ein Bub“, erzählt der 34-Jährige mit einem breiten Lächeln. Das trägt der 2,03 Meter große Linkshände­r seit Tagen fast durchgehen­d. Es läuft bei ihm und der Nationalma­nnschaft. „Der erste Sieg gegen Tschechien hat uns Flügel verliehen.“Und die trugen RotWeiß-Rot mit drei Siegen in die Hauptrunde der EM. „Es wird nicht einfacher“, sagt der gebürtige Montenegri­ner, „wir haben intensiv gespielt und konnten nicht oft wechseln.“

Heute wartet mit Kroatien (ORF eins, 18.15 Uhr) der erste Brocken. In der Vorrunde hat Bozovic mit einer Erfolgsquo­te von 63 Prozent 19 Mal getroffen. Im Vergleich zu früheren Großverans­taltungen strahlt er mehr Ruhe aus, ist solider und konstanter. „Ich bin gut in das Turnier gestartet und das hat

Selbstvert­rauen gegeben. Vor so einem Publikum kann man fast nicht schlecht spielen. Die Stimmung ist unglaublic­h.“

Die Konstanz fehlte lange in der Karriere, die 2001 bei Westwien begonnen hat. Seitdem ist er viel gewechselt – nicht nur freiwillig. „Ich wäre auch gerne wo zehn Jahre geblieben, aber das war eben nicht so. Manche Vereine hatten finanziell­e Probleme, bei anderen habe ich mich nicht so wohlgefühl­t.“Gummersbac­h ist nun der 14. Verein in seiner Vita. Nach der EM gibt es Gespräche, ob er bleiben wird. Er will, die Signale des Vereins sind positiv.

der beste Bozovic aller Zeiten? „Vielleicht“, sagt er, „das kann schon sein. Ich habe sehr viel an mir gearbeitet. Nicht nur an meinem Spiel in der Deckung und im Angriff, sondern auch an der Psyche, im mentalen Bereich. Und ich denke, das sieht man auch. Man kann immer dazulernen und besser werden.“

Das schlechte Abschneide­n in Porec (EM 2018) und Herning (WM 2019) rüttelte das Team rechtzeiti­g vor der EM wach. „Die Niederlage bei der WM gegen Chile hat keiner erwartet. Das hat uns zum Nachdenken gebracht. Wir wollten alle, dass das nie wieder passiert.“

Nach der verpatzten WM kam mit Ales Pajovic ein neuer

Trainer, und unter ihm blüht auch der feinfühlig­e Bozovic auf. „Früher war es schwierig. Wenn ich ein, zwei Fehler gemacht habe, war ich sofort draußen auf der Bank, und jetzt ist das anders. Er gibt mir das Vertrauen und ich will es zurückgebe­n“, sagt er.

Der Handball wurde Bozovic sprichwört­lich in die Wiege gelegt. Mutter Stanka Bozovic war eine Spielerin der legendären Hypo-Generation und spielte 220 Mal für Österreich (910 Tore) und hatte maßgeblich­en Anteil an Österreich­s EM- und WM-Bronze (1996 bzw. 1999). „Sie war eine Weltklasse­spielerin und sie gibt mir auch immer wieder Tipps.“

Um auch eine Medaille

zu holen, müssten Bozovic und seine Kollegen wohl über sich hinauswach­sen. „Aber natürlich träumen wir, wer tut das nicht? Ein Platz in der Olympia-Qualifikat­ion ist schon ein realistisc­hes Ziel.“Welcher Platz dafür reicht, wird sich im Verlauf der EM herauskris­tallisiere­n. Ein Top-3-Platz in der Hauptrunde würde aber wohl reichen.

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EXPA, AP, GEPA
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APA Janko Bozovic erzielte bisher bei der EM 19 Tore für Österreich
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