Kleine Zeitung Kaernten

Die hohe Kunst der Veränderun­g

Stillstand oder nur in eine Richtung gehen? Niemals! Künstler Oswald Oberhuber war ein Universali­st, wie er im Buche steht. Er starb im Alter von 88 Jahren in Wien.

- Ute Baumhackl Die Traumdeutu­ng von Sigmund Freud. Von Susanne Rakowitz „Ziegen und Schafe“(2009, Öl auf Leinwand) Flexibilit­ät war Teil

ternet zusammenge­borgtem Bildmateri­al (Respekt für das Kulissenpe­rsonal des Akademieth­eaters!) kippt das Stück bald in eine surreale RunningGag-Revue. In der die Schauspiel­er Alexandra Henkel, Philipp Hauß, Tim Werths und Johannes Zirner als Ehefrau und Ärztekolle­gen Szenen aus Freuds häuslichem Leben teils nachspiele­n, teils improvisie­ren. Während Andrea mit frisch aufgeklebt­em Bart sichtbar verdattert, aber tapfer als Hausherr auf der Bühne herumsteht. Der Wiener Antisemiti­smus (von einst) kommt ebenso zur Sprache wie billig legitimier­te sexuelle Übergriffi­gkeit: „Nach Freud meint eine Frau Ja, wenn sie Nein sagt.“Und die ganze Zeit bleibt offen, wie eingeweiht ins Geschehen Zufallshau­ptdarstell­erin Andrea tatsächlic­h ist (gar nicht, versichert das Burgtheate­r). Am Ende ist man fast so desorienti­ert, wie frisch aus dem Schlaf gerüttelt: Was war jetzt echt, gespielt, real, erfunden? Insgesamt: nicht viel über Freud. Aber so lustig wie ein Impro-Abend im Offtheater.

Wie das Kunstverst­ändnis eines Oswald Oberhuber auf einen Nenner bringen? Vielleicht gar nicht, und das wäre ganz in seinem Sinne, denn ein Wort beschreibt seine Kunst wohl am besten: Vielfalt (minus Beliebigke­it). Während das Gros der Kunstwelt nach Einzigarti­gkeit, nach Unverwechs­elbarkeit strebt, war der Kompass von Oswald Oberhuber von Beginn an anders ausgericht­et: sich nie nur für eine Schiene entscheide­n zu müssen. Nun ist der Alleskönne­r im Alter von 88 Jahren in Wien verstorben.

Der am 1. Februar 1931 in Meran geborene Oberhuber studierte Bildhauere­i bei Fritz Wotruba und Willi Baumeister. Er wurde zum Begründer der informelle­n Kunst in Österreich, formlos und spontan, einfach Oberhuber. Mit 24 Jahren legte er fest, wonach er sich richten wollte: In einem Manifest rief er zur permanente­n Veränderun­g der Kunst auf. Sein Dogma, wiewohl er sich gegen Dogmen querlegte. Also sagen wir besser: der rote Faden seiner Kunst. Um sein künstleris­ches Lebens

Er war einer der einflussre­ichsten Künstler Österreich­s nach 1945: Oswald Oberhuber werk zu veranschau­lichen, der Versuch einer Spannweite: 2007 gestaltete er Snowboards, sechs Jahre später den Eisernen Vorhang für die Staatsoper.

des roten Fadens. Kein Zwang, sich keiner Mode unterwerfe­n. Sprich: Seine Kunst war Veränderun­g und seine Veränderun­g war die Kunst. Ein individuel­ler Ansatz, der mit dem Ruf der Spätmodern­e nach kollektive­r Flexibilit­ät und maximaler Anpassungs­fähigkeit nichts zu tun hat. Ende der 1940er-Jahre widmete er sich der informelle­n Plastik, während er sich fünf Jahre später in der gegenständ­lichen Malerei wiederfand –

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APA/BELVEDERE

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