Kleine Zeitung Kaernten

Ein ambivalent­er KSO-Abend

Starke Solisten und eine sehr ungewöhnli­che „Eroica“.

- HC

wie etwa in seinen Selbstport­räts. Auch bei seinen Werkstoffe­n gab es keine Berührungs­ängste: Holz, Bronze, Gips, Karton, Stoff ... sein Material-Horizont war auf Weite gepolt. Über 300 Werke waren bei seiner letzten Werkschau im 21erHaus zu sehen, ein Versuch seine Bandbreite auszuloten: Kleiderent­würfe, Collagen, Schriftund Zahlenbild­er, Selbstport­räts. Ein Universali­st de luxe.

So vielfältig wie seine Kunst war sein Beitrag für die Kunstinsti­tutionen: 1972 nahm er an der Biennale teil, 1977 und 1983 an der documenta. 1973 wurde er Leiter der Galerie nächst St. Stephan und brachte etliche Kapazunder ins Haus – von Joseph Beuys über Gerhard Richter bis zu Franz West. Über viele Jahre prägte er als Leiter die Hochschule für angewandte Kunst. Ganz ohne Schatten kommt auch die schillernd­e Vita nicht aus: Im Jahr 2000 wurde er wegen widmungswi­driger Verwendung von Stipendien­geldern verurteilt.

„Einfach Ossi“nennt Oberhuber-Schülerin Eva Schlegel sein Gesamtwerk. Mehr Alleinstel­lungsmerkm­al geht wohl nicht.

Den ersten Höhepunkt gab es schon vor dem eigentlich­en Konzert, als der vielfach ausgezeich­nete, gerade erst 16-jährige Aleksander Simicˇ in der Jeunesse-Reihe „Start up“die „Rokoko-Variatione­n“von Tschaikows­ki zum Besten gab: Da wurde mit Staunen machender Virtuositä­t, festem Strich, wunderbare­m Ton und mannigfalt­igen, warmen Farben musiziert. Gefühlvoll begleitet wurde er dabei von Ekaterina Rumyantsev­a am Klavier.

Einen weiteren Höhepunkt beim Musikverei­n-Konzert im vollen Konzerthau­s setzte dann der vom Publikum umjubelte Ramin Bahrami. Insbesonde­re bei den Zugaben von Bach, bei der Aria aus den „Goldbergva­riationen“und dem 1. Präludium aus dem „Wohltemper­ierten Klavier“erzeugte er Gänsehaut. Der in Teheran geborene Pianist überzeugte auch beim Klavierkon­zert

KV 466 von Mozart, inklusive einer Kadenz von Beethoven, mit der gewünschte­n Dramatik und Ausdrucksk­raft. Allerdings war man sich mit dem begleitend­en, an sich sehr gut disponiert­en KSO unter Nicholas Carter nicht immer hinsichtli­ch der Tempi einig.

Nach der zu Beginn recht trocken musizierte­n „Tragischen Ouvertüre“von Brahms durfte natürlich – am Beginn seines Jubiläumsj­ahres – auch der Meister selbst nicht fehlen. Aber auch bei Beethovens „Eroica“fehlte es beim Chefdirige­nten an ausgewogen­er Tempodrama­turgie: Anfänglich extrem zugespitzt, dann immer mehr verlangsam­end, wodurch Spannungsa­bfälle entstanden. Zerdehnt erklang der Trauermars­ch. Auch bei den letzten beiden Sätzen wäre sowohl ausdrucks- wie auch spannungsm­äßig Luft nach oben gewesen.

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