Den „bösen Wolf“gibt es nur im Märchen
„Wenn der Staat
ein Tier unter
strengen Schutz
stellt, dann hat
er im Fall von
Schäden eine
Unterstützung
zu leisten.“
Die letzte Wolfssichtung am Dreiländereck – sogar fotografisch dokumentiert – wird wieder einiges Blut „in Wallung“bringen – bei Befürwortern und Gegnern. Gleichzeitig wäre es aber ein guter Zeitpunkt, um über das Thema ernsthaft zu diskutieren.
Ohne Untergriffe mithilfe von „Grimms Märchen“. Denn 99 Prozent der Wolfsaversionen stammen genau von dort. Immerhin wächst kaum ein Kind bei uns auf, ohne vom „Wolf und den sieben Geißlein“oder „Rotkäppchen und dem bösen Wolf “gehört zu haben.
Und die Diskussion kann auch nicht mit der Jägerschaft, sondern ausschließlich mit den Bauern, die im Sommer wieder ihre Tiere auf die Alm treiben, geführt werden. Ganz abgesehen von der verschwindend geringen Zahl von „Isegrims“in unserem Land: Der Wolf ist ein höchst soziales Wesen, von dessen
Verhalten viele Menschen etwas lernen könnten. Zu seinen ursächlichen Interessen gehört es, uns aus dem Weg zu
gehen. Aus diesem Grund
wäre es auch empfehlenswert, diesen Dreiländereck-Wolf ausfindig zu machen und ihn mit einem Sender zu versehen. Zurück zur Almbewirtschaftung. In den spanischen Pyrenäen, in den Westalpen, im Apennin und auch am Balkan leben die Menschen mit dem Wolf. Sie haben die alte Weidewirtschaft, mit Hirten und Hunden, nicht aufgegeben und die Schäden bei den sogenannten „Nutztieren“halten sich in Grenzen.
Und genau hier ist diskussionslos anzusetzen. Wenn ein Staat oder eine Gemeinschaft ein Gesetz zum strengen Schutz eines Tieres erlässt, dann hat diese Gemeinschaft auch dafür zu sorgen, dass Gruppen, die unter Umständen einen Schaden dadurch erleiden können, entsprechend unterstützt werden.
Das bedeutet beim Wolf, dass der Staat durch Weiterbildung der Betroffenen und durch die Übernahme aller entstehenden Kosten (vom Einsatz von Hirten bis hin zur Verwendung von Schutzhunden, Zäunen und Pferchen) für den Schutz beider Seiten zu sorgen hat.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Gerhard Leeb arbeitet als Journalist und Kunstschaffender in Heiligengeist bei Villach