Kleine Zeitung Kaernten

Migration geht zurück, Balkan wieder im Spiel

Die Bilanz der EUGrenzsch­utzagentur Frontex weist für 2019 einen deutlichen Rückgang illegaler Grenzübert­ritte aus. Die „Balkan-Route“verzeichne­t jedoch starken Zuwachs.

- Von Andreas Lieb, Brüssel

An den Außengrenz­en der EU gab es so wenige illegale Grenzübert­ritte wie seit 2013 nicht mehr, meldet die Grenzschut­zagentur Frontex in ihrer Bilanz für 2019: Registrier­t wurden insgesamt 139.000 Fälle. Zum Vergleich: Das sind nur mehr knapp acht Prozent des „Flüchtling­sjahrs“2015, damals waren es 1,8 Millionen (siehe Grafik). Frontex-Direktor Fabrice Leggeri führte das im Gespräch mit Journalist­en darauf zurück, dass über die Routen im zentralen (minus 41 Prozent) und westlichen (minus 58 Prozent) Mittelmeer weit weniger Migranten kamen. Es funktionie­re dort auch die Zusammenar­beit mit Ländern wie Marokko und Tunesien sehr gut.

Ganz anders ist die Lage im Osten und hier besonders entlang der „Balkan-Route“, die zunehmend wieder eine Alternativ­e für den gefährlich­en Seeweg über das östliche Mittelmeer wird. 14.000 Aufgriffe, mehr als doppelt so viel wie 2018, wurden hier registrier­t. Über das östliche Mittelmeer kamen mehr als 82.000 Menschen an die EU-Grenzen.

Auf den griechisch­en Inseln halten sich derzeit zwischen 40.000 und 50.000 Migranten in Lagern auf, in einer unerträgli­chen Situation – von dort aus dürfte es auch immer wieder Menschen gelingen, aufs Festland zu kommen und sich auf dem Landweg über den Balkan weiter zu bewegen. Zu Zwischenfä­llen an der kroatischb­osnischen Grenze befragt, verwies Leggeri darauf, dass Frontex dort kein Mandat habe.

Der Flüchtling­sdeal mit der Türkei funktionie­re nach wie vor, aber vor allem die massiv wachsende Zahl afghanisch­er Flüchtling­e erhöhe auch dort den Druck. Die Schlepper würden mit immer moderneren Methoden arbeiten, etwa mit Apps, die Informatio­nen über Zeiten und Treffpunkt­e geben.

Frontex soll bis spätestens 2027 von derzeit 1500 auf 10.000 Mitarbeite­r ausgebaut werden; für die ersten 700 neuen Stellen haben sich laut Leggeri bereits 7500 Menschen, die bisher meist in Uniform-Berufen tätig waren, gemeldet. Die Agentur führt auch Rückführun­gen durch – 15.850 waren es im letzten Jahr, deutlich mehr als 2018. Dass es nicht noch mehr sind, liege an der mangelnden Kooperatio­n der Länder. „Ganz nebenbei“wurden im Zuge der Frontex-Missionen auch 124 Tonnen Drogen, 20 Millionen Zigaretten und 382 gestohlene Autos sichergest­ellt.

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