Ein Gebot menschlicher Klugheit
Seit Corona ist auch für Ältere alles anders. Wir wissen, dass die Regierenden in Wirklichkeit im Nebel des Nichtwissens stochern. Und trotzdem das Land und seine Einwohner – auch die Älteren – möglichst schützen müssen. Aber ich fürchte, dass hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird: Bei den neuen Vorschriften, auf dem eiligst neu beschlossenen Pandemiegesetz beruhend, ist von Wahrung der Menschenwürde, von selbstbestimmtem Leben, gar von Qualität des Lebens (fast) keine Rede mehr.
Die Republik hat aus Sorge vor Ansteckungen gleich ein Viertel der Österreicher in „Quasi“Quarantäne geschickt. Obwohl seit Langem gepredigt wird, wie wichtig es sei, dass gerade Senioren sich bewegen, fit halten, Lebensfreude und damit Selbstständigkeit erhalten. Keine Ahnung, wie man das nach Corona wieder um 180
Grad umdrehen könnte.
„Pflegeheime Pflegeheime wurden zu
wurden zu Isolierstationen. Isolationsstationen. Kein Das ist Besuch, Kontakteinschränkungen – das ist für
für viele bedrückend.
viele Menschen bedrückend, Sie werden Lebenssinn einschränkend,
in die völlige man wird in
Ereignislosigkeit die völlige Ereignislosigkeit
gezwungen.“hineingezwungen.
Dass man dann allenfalls an Fenstern sitzend jemandem zuwinken kann, ist wohl nicht der Gipfel von Lebensqualität und Zuneigung, die auch ältere Menschen brauchen.
Ich weiß schon, in der Pandemie gilt, wer rasch handelt, hilft doppelt. Aber Achtung: Wer zu rasch handelt, läuft Gefahr, nur halb zu helfen. Vielleicht geböte nicht nur politische und in ihr mitmenschliche Klugheit, dass man differenziert vorgeht, auch regional. Es gibt in der Pflege ungemein viele Mitarbeitende, die Herz und Hirn (Engagement, Praxis, Wissen, Kreativität, Ideen) parat haben, wie man auch in komplexeren Situationen menschengerecht vorgehen kann.
M enschliche Klugheit geböte auch, dass man die Absicht, die in der Betreuung und Pflege Tätigen (inklusive 24-Stunden-Betreuerinnen) in Hinkunft auch in der Bezahlung besser zu stellen, dann vor lauter Freude über das erreichte Pandemieende nicht vergisst.
Nochmals, die Regierenden machen einen guten Job. Aber das Bessere ist immer der Feind des Guten.
Franz Küberl war Präsident der Caritas Österreich