Staatssekretärin Andrea Mayer will Kulturland schützen.
Allenthalben freut man sich über die neue Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Inzwischen geht das Match zwischen Wien und Bund auf einem Nebenschauplatz weiter.
Beginn“. „Neuanfang“. Das Vokabular bei der Antrittspressekonferenz von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer verriet einiges über die Kulturpolitik der Regierung. Es sind Zauberworte, welche die Malaise der letzten Wochen vergessen lassen sollen. Dass Kulturminister Werner Kogler die „Professionalität“und die „Managementqualitäten“der neuen Kulturstaatssekretärin hervorhob, ist schön, aber schon auch ein bisschen peinlich. Wenn Kogler sagt: „Ich bin froh, weil sie sich auskennt“, klingt das wie ein Eingeständnis eigener Versäumnisse. Und wirkt – unabsichtlich – wie ein Nachtreten auf Ulrike Lunacek, die bemühte, glücklose Vorgängerin.
Andrea Mayer bekommt von der Kulturszene Vorschusslorbeeren, auf denen sie sich nicht wird ausruhen können. Demnächst, vermutlich schon am Montag, sollen die Bedingungen des Hochfahrens im Einklang mit dem Gesundheitsministerium präzisiert werden. Und der 700 Millionen schwere Fonds für die gemeinnützigen Vereine im Bereich Kultur, Sport und Soziales ist seit gestern „gesetzlich auf der Reise“(wie Kogler sagte),
muss aber auch erst unbürokratisch abgewickelt werden. Unterdessen bleibt der Rettungsschirm für Kunstschaffende Zukunftsmusik.
Die Bestellung Mayers weckt Erinnerungen an die Expertenregierung Bierlein. Mayer ist keine in der Wolle gefärbte Grüne, sondern war lange Zeit hochrangige Beamtin im roten Kulturministerium, bevor sie in die Kanzlei von Alexander Van der Bellen wechselte. Die ehemalige Sektionschefin kennt die „Player“, sie weiß, woran es mangelt und was „so schnell wie möglich“(wie sie immer wieder betonte) getan werden muss. Die Szene wird ihre Antrittsworte gerne vernommen haben. Man darf sich wieder ein bisschen verstanden fühlen.
Dass sich der Wert von Kultur nicht über Umwegrentabilität, Wertschöpfung und Nächtigungszahlen messen lässt, dürfte ihr bewusst sein. Wenn Kunst und Kultur funktionieren sollen, darf der Bereich sich nicht der Verwertungslogik und der Moral des Geldes beugen (die ja oft eher eine Unmoral ist).
Nun wird Mayer aber nicht nur ihre zweifelsfrei vorhandene fachliche und empathische, sondern auch ihre politische Kompetenz zeigen müssen, um ihre Anliegen durchzusetzen. Im Kulturbereich war das Krisenmanagement der Regierung bisher so träge, dass man links und rechts überholt worden ist. Von der Filmwirtschaft bis zu den Wiener Philharmonikern haben Institutionen auf eigene Initiative Regeln erarbeitet. Auch Wien preschte gestern vor. Dort präsentierte man einen mit Hygieneexperten erarbeiteten „Leitfaden“zum Hochfahren, dessen Erkenntnisse man dem Gesundheitsministerium generös zur Verfügung stellt. Eine PR-Aktion, die schwerlich nicht als Seitenhieb im laufenden Match zwischen Bund und Bundeshauptstadt A zu interpretieren ist. ndrea Mayer hat wenig Zeit, was nicht ihre Schuld ist. Sie muss nun die Dinge sehr schnell in Gang bringen. Die Kunstpause der Regierung muss enden.