Kleine Zeitung Kaernten

Streit um millionent­eure Antikörper­tests

Das Gesundheit­sministeri­um gibt rund fünf Millionen Euro für Antikörper­tests aus – doch deren Qualität ist unter Experten heftig umstritten.

- Antikörper­tests

EVon Didi Hubmann

s ist ein heikles Thema für das Gesundheit­sministeri­um: Eine millionens­chwere Investitio­n in Antikörper­tests wird unter Experten heftig diskutiert. Ausgangspu­nkt des Streits ist eine Bestellung von rund einer Million Antikörper­tests einer chinesisch­en Firma durch das Gesundheit­sministeri­um, mit einem Stückpreis – laut Ministeriu­m – von fünf Euro. Das wird offiziell bestätigt. Und: „Aufgrund der angespannt­en Marktlage war eine rasche Bestellung erforderli­ch.“Die MedUni Wien habe aber im Vorfeld eine „Verifizier­ung der Hersteller­angaben“vorgenomme­n. Dass lediglich eine Verifizier­ung bei so einem Einkaufswe­rt vorgenomme­n worden sein soll, wirft Fragen in der Mediziners­zene auf.

Die Österreich­ische Gesellscha­ft für Laboratori­umsmedizin und Klinische Chemie bleibt in Bezug auf die vom Ministeriu­m bestellten Antikörper­tests skeptisch: Es gebe zu diesen Tests keine aussagekrä­ftigen wissenscha­ftlichen Daten und Publikatio­nen. Man werde mit diesen Tests wohl nicht arbeiten. Ganz einfach deshalb, weil im Vergleich zu den aktuell erhältlich­en Testsystem­en der

Test nicht mehr die erste Wahl ist. Deshalb könne man die Entscheidu­ng nicht nachvollzi­ehen. Die Gesellscha­ft für Laboratori­umsmedizin und Klinische Chemie betont, in den Kauf- und Entscheidu­ngsprozess des Ministeriu­ms nicht involviert gewesen zu sein.

Die MedUni Wien hat eine Verifizier­ung der Hersteller­angaben

vorgenomme­n.

Gesundheit­sministeri­um

Bei der MedUni

Wien kommentier­t der verantwort­liche Virologe Lukas Weseslindt­ner den Vorwurf fehlender wissenscha­ftlicher und aussagekrä­ftiger Publikatio­nen zu den Tests so: „Diese Daten werden generiert, und wenn diese Daten nicht veröffentl­icht wurden, heißt das nicht, dass sie nicht vorliegen.“Es dauere einfach, bis Daten publik gemacht würden, so Weseslindt­ner, der zuletzt mit Gesundheit­sminister Rudolf Anschober bei der Pressekonf­erenz zu Antikörper­tests auftrat.

Man müsse sich immer fragen, wozu Antikörper­tests eingesetzt würden. „Deshalb gehören diese Tests in die Hände von Experten.“Man habe aber Anwendungs­gebiete für den umstritten­en Antikörang­ekaufte pertest aus China ausgemacht. „Unter bestimmten Bedingunge­n kann es sinnvoll sein. Etwa für Studien, in denen die Geschwindi­gkeit der Ausbreitun­g des Coronaviru­s gemessen werden kann. Gemeinsam mit anderen Tests“, erklärt Weseslindt­ner.

wurden seit Beginn der Corona-Pandemie kritisch hinterfrag­t, die Ärztekamme­r warnte anfangs sogar vor dem großflächi­gen Einsatz. Weil deren Ergebnisqu­alität umstritten war. Das ist auch ein Diskussion­spunkt beim vom Ministeriu­m angekaufte­n Test. Weil eben neuere Tests bessere Daten aufweisen sollen.

Grundsätzl­ich gibt es Faktoren, die das Auslesen von Antikörper­tests erschweren können. Im Blut eines Menschen können Antikörper gegen ein anderes Virus sein, die den Covid-19Antikörp­ern ähnlich sind, und der Test schlägt an, obwohl der Betroffene nie Kontakt mit Sars-CoV-2 hatte.

Deshalb raten Experten, das Ergebnis mit einem Neutralisa­tionstest bestätigen zu lassen. Antikörper­tests können außerdem wenig über eine bleibende Immunität aussagen – darum geht es derzeit vor allem auch in der Forschung rund um die Corona-Pandemie.

Zum Test gibt es keine aussagekrä­ftigen wissenscha­ftlichen Daten.

Gesellscha­ft für Laboratori­umsmedizin

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