Die Bienen-Kaiserin
Eva Krüll-Koren (62) ist Imkerinnen-Referentin und hält den heutigen Weltbienentag für unverzichtbar.
Vor knapp 60 Jahren hätte man ein kleines Mädchen mit einem Sieb auf einer Blumenwiese beobachten können. „Das habe ich über Bienen gehalten und ganz nah geschaut, wie sie mit ihren roten, gelben oder weißen Pollenhöschen Nektar aus Blüten saugen und wieder wegfliegen.“
Die Bienen-Liebe begleitet Eva Krüll-Koren also schon ihr ganzes Leben. „Ich hatte nie Angst, wie andere Kinder, gestochen zu werden. Das geschieht mir auch erst, seit ich hier in Kärnten Imkerin bin.“Den letzten Stich bekam sie beim Fangen eines Schwarms, „aber da tat mir nur leid, dass die Biene sterben musste“.
Der Menschen-Liebe wegen kam sie vor sieben Jahren aus Nordrhein-Westfalen nach Kärnten. Erfahrung mit großen Tieren hatte sie schon – als Büroleiterin des Vorstandsvorsitzenden eines großen EnergieKonzerns. Jetzt waren die kleinen Tiere an der Reihe: In der Muße der früh möglich gewordenen Pension summten sich die Bienen wieder in ihr Bewusstsein: Sie wollte die Sache richtig angehen, „also imkern, wie es den Bienen wesensgemäß ist“, auf Facetten-Augenhöhe gewissermaßen.
Die Krumpendorferin ist Mitgründerin des Vereins „Klagenfurter Stadtbienen“, in dem über die Hälfte der Mitglieder Frauen sind. Kurz darauf und als Folge ihres Engagements, wurde sie Imkerinnen-Referentin im Landesverband und hält Vorträge und Stammtische in ganz Kärnten.
„Imkerinnen unterscheiden sich häufig von ihren männlichen Kollegen“, sagt Eva KrüllKoren. „Sie freuen sich zwar
auch über Honig, ordnen dem aber nicht alles unter. Sie sprechen offen über Misserfolge. Sie interessieren sich mehr für Propolis, Pollen, Wachs, für Heilkräfte. Und sie wollen, dass die Bienen ihren natürlichen Lebensraum haben.“Fast wie Kaiserinnen von Bienenstaaten, in denen die Rolle der Königin ja immer vergeben ist.
Oft werden sie und andere
Imker gebeten, ihren Bienenstock nahe an Gärten oder Obstplantagen aufzustellen. „Einzelne verteilte Stöcke zu pflegen, ist aufwendig“, sagt Krüll-Koren. „Wir haben einen besseren Vorschlag: Wir helfen den Leuten, einen eigenen Bienenstock zu unterhalten.“
Den heutigen Weltbienentag findet sie wichtig: „Vielleicht denken die Menschen einmal darüber nach, was sie Honigund Wildbienen mit Pestiziden und Monokulturen antun.“J e länger sie imkert, desto faszinierter ist sie. Ein Beispiel: „Wenn ein Schwarm neben einem leeren Stock abgelegt wird, schauen sich den ein paar Bienen von innen an und dann marschiert der ganze Schwarm von der ersten bis zur letzten Biene wie ein einziger Organismus in die neue Bleibe.“