Kleine Zeitung Kaernten

Gewalt ist nicht immer männlich

Rund fünf Prozent aller Übergriffe bei häuslicher Gewalt gehen von Frauen aus. Die Gründe dafür sind vielfältig.

- Petra Lerchbaume­r

Für Aufhorchen sorgte am Montag in Kärnten ein Fall häuslicher Gewalt. Eine Frau verfolgte nach einem Streit in der Wohnung ihren Lebensgefä­hrten mit einem Küchenmess­er und stach diesem in den Rücken. Dem Übergriff gingen Streitigke­iten voran, bei denen der Mann seine Partnerin auch tätlich angegriffe­n haben soll.

Gewalttäti­ge Übergriffe auf Männer sind selten, doch sie kommen vor. „Rund fünf Prozent aller Vorkommnis­se bei häuslicher Gewalt betreffen weibliche Gewalt gegenüber Männer“, sagt Rainer Tripolt. Tripolt ist Leiter der Kriminalpr­ävention im Landeskrim­inalamt sowie Geschäftsf­ührer von „Man(n)agement“, einem Verein zur Gewaltpräv­ention. Die Dunkelziff­er könnte höher sein. „Männer geben nicht gerne zu, dass sie Gewalt erleben“, sagt Tripolt.

Warum üben Frauen Gewalt aus? „Es gibt keinen Hauptgrund. Man muss sich jeden Fall individuel­l anschauen“, sagt Tripolt.

Beziehungs­probleme können unter anderem eine Rolle spielen, ebenfalls finanziell­e Sorgen, psychische Probleme oder eine Abhängigke­it. „Es ist auch möglich, dass der Mann die Frau in eine Situation bringt, die dann mit Gewalt endet“, erklärt Tripolt.

Mit dem neuen Gewaltschu­tzgesetz, das Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, wurde eine verpflicht­ende Gewaltpräv­entionsber­atung für den Täter verankert. Der Gefährder, egal ob Mann oder Frau, muss eine Beratung in Anspruch nehmen. „Dieser Person wird dabei signalisie­rt, dass die Verantwort­ung bei ihr liegt und sie etwas tun muss“, sagt der Experte.

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