„Kunst und Kultur gehören zur Normalität“
Andrea Mayer wird heute als Staatssekretärin angelobt. Wien prescht mit Kulturleitfaden vor und der Bund stellt 700 Millionen für Institutionen bereit.
Das Leben ist, was dir passiert, während du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.“Mit einem John-Lennon-Zitat begann die neue Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer ihre Vorstellung. Dabei musste sich die Kunst- und Szeneexpertin gar nicht so genau vorstellen. Mayer ist durch ihre langjährige Tätigkeit als Sektionschefin im Kulturministerium in der Szene vernetzt, verankert und, wie die vielen positiven Reaktionen auf ihre Bestellung zeigen, wohlgelitten. „Kunst und Kultur gehören zum Menschen, sie machen uns zum Menschen“, sagte Mayer. Solcherlei Tonalität beherrschte ihren ersten Auftritt: Mayer redete empathisch und informiert über Kunst und Kultur: „Kultur braucht eine staatliche Finanzierung, das ist die Aufgabe der Regierung. Den kulturellen Reichtum Österreichs gilt es zu schützen.“
Die konkreten Schritte, die Mayer nun „so schnell wie möglich“setzen möchte: „Wir müssen erstens für die Kunstschaffenden da sein. Rasch und unbürokratisch.“Neben der Finanzhilfe für Künstlerinnen und Künstler kommt jener für die Kulturinstitutionen eine entscheidende Bedeutung zu. Auch hier kommt Bewegung in die Sache: Gestern passierte der seit Wochen angekündigte Fonds für gemeinnützige Vereine und Institutionen den Kulturausschuss im Nationalrat. Helfen soll er Vereinen im Bereich Kultur, Sport und Soziales. 700 Millionen liegen im Topf, verwaltet im Sport- und Kulturministerium. Anträge
bis 31. Dezember möglich sein.
Doch es geht nicht nur um Finanzen, sondern auch um die Modalitäten der Öffnung. Andrea Mayer: „Es kann nicht sein, dass es keine Kunst und Kultur gibt, das gehört zu unserer Normalität. Kunstschaffende wollen arbeiten, nicht nur finanziert werden. Sie gehören zu unserem Leben.“Sie möchte nun schnell mit möglichst vielen in einen Dialog treten: „Meine Tür und mein Ohr sind offen.“
Gewissermaßen angeklopft hat gestern schon die Wiener Politik. Diese präsentierte fast gleichzeitig mit Mayers Antritt einen recht allgemeinen „Leitfaden“zum Hochfahren der Kultur. Die Eckpunkte der von Medizinern und Institutionen erarbeiteten Empfehlungen: MundNasen-Schutz in Eingangsbereichen, ein streng organisierter, eventuell gestaffelter Einlass in Kinos, Theater usw. Die Sitze sollen im Schachbrettmuster belegt und der Abstand zwischen Bühne und Sitzreihen vergrößert werden. Die Möglichkeit einer freiwilligen Regissollen trierung der Besucher sowie der Verzicht auf Pausen und Stehplätze werden ebenso erwähnt. Technisch ambitionierter ist der Hinweis auf die ausreichende Luftzirkulation in Innenräumen. Hygieniker Hans-Peter Hutter: „Das hat signifikanten Einfluss aufs Infektionsrisiko.“Laut Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) soll der Leitfaden auch der Bundesregierung als Vorschlag dienen. Man stelle ihn zur Verfügung, solle er nicht gewünscht sein, kann man sich eine Umsetzung auch nur in Wien vorstellen.