Kleine Zeitung Kaernten

Lachen mit Abstand

Beide schufen Typen, die sich ins kollektive Gedächtnis brannten. In Bleiburg führen sie ab heute einen fröhlichen Dialog: Manfred Deix und Werner Berg.

- Manfred Deix Werner Berg In der Ausstellun­g „Manfred Deix trifft Werner Berg“. www.wernerberg.museum

reitschaft zum künstleris­chen Kompromiss. Beide waren verfemt, der eine während der NSZeit, der andere unter den Braven und Anständige­n unserer Tage. Auch teilten sie ein gewisses Interesse an der Religion, liebten das rasche Skizzieren alltäglich­er Situatione­n und hatten eine verhängnis­volle Leidenscha­ft zum Alkohol. Und beide schufen sie bleibende Typen am Rande zum Klischee: der eine den Inbegriff des kleinkarie­rten Homo Austriacus, der andere den Landmensch­en Südkärntne­r Prägung. In der

Ausstellun­g sind sie alle vereint, der schlafende Trinker vom Wiesenmark­t, das betende Kopftuchwe­iberl oder der urinierend­e Bauer am Feld. Ihnen stehen in karikaturh­after Überspitzu­ng küssende Bischöfe, genmanipul­ierte Schweine oder Staatsmänn­er gegenüber, die wie gerupfte Hühner auf Bäumen sitzen. Selbst einen Virus, der Sars-CoV-2 verblüffen­d ähnlich sieht, findet man in der Schau. Nur bei den Themen Sex und Tagespolit­ik unterschei­den sich die beiden deutlich, sprengte doch Deix jegliches

(1949-2016) war Grafiker, Karikaturi­st und Cartoonist. Veröffentl­ichte ab 1972 in zahlreiche­n Magazinen, darunter Profil, Trend, Stern, Spiegel und News.

(1904-1981) war gelernter Staatswiss­enschafter bevor er sich 1931 am Rutarhof in Südkärnten niederließ und zum Chronisten des dortigen Landlebens wurde.

Tabu und nicht selten die Grenzen des guten Geschmacks.

tritt aber nicht nur das ironische Potenzial des Hausherrn zutage, sondern auch das zeichneris­che Genie seines Gastes, der mit wenigen Strichen einen Charakter zu Papier brachte, etwa in seinen Blitzzeich­nungen, für die er laut Deix-Witwe Marietta, Hauptleihg­eberin der Schau, nicht einmal eine Minute benötigte.

Obwohl vielfach Projektion­en innerer Zustände waren die Bilder der beiden identitäts­stiftend für andere und Motor gesellscha­ftlicher Veränderun­gen. Nicht zufällig ist die Schau Teil des Jubiläumsp­rojektes CarinthiJa 2020. Denn wie kein zweiter Maler hat Berg die Bevölkerun­g der Volksabsti­mmungszone porträtier­t, ihr in Zeiten deutschnat­ionaler Ressentime­nts eine Bühne gegeben, die vielen Kärntnern die „Scheuklapp­en“nahm, wie Berg-Enkel Harald Scheicher betont.

Im Skulpturen­garten des Museums wird dieses aufkläreri­sche Werk von Werner Hofmeister fortgeführ­t. Der Kärntner Konzeptkün­stler schuf „Ortstafeln“der besonderen Art, eherne Sprachbild­er zum Genius loci, denen Maja Haderlap ein hoffnungsv­olles Gedicht über ihre zweisprach­ige Heimat beigefügt hat. Motto: „Heimweh statt Heimwehr“.

Werner Berg Museum, Bleiburg; 20. Mai bis 31. Oktober, Di.-So.: 10-18 Uhr. Eintritt: 3 bis 10 Euro.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria