Kleine Zeitung Kaernten

Vom Wehrigel zum Postfuchs

Soll das Heer dem Konzern Post aushelfen?

- Georg Renner

Was denken Sie, wenn Sie hören, das Bundesheer setzt derzeit mehrere Hundert Soldaten, darunter auch zig Grundwehrd­iener, dazu ein, Briefe und Pakete für die Post zu sortieren?

Vielleicht, dass es eigentlich nicht der Job jugendlich­er Zwangsarbe­iter ist, von der Republik an einen Milliarden­konzern verliehen zu werden, der ihr dafür 30 Euro pro Stunde überweist – weniger als ein Zwölftel dessen, was ein Grundwehrd­iener vom Staat im Monat bekommt? Noch dazu in Zeiten, in denen die Arbeitslos­igkeit ohnehin massiv steigt?

Oder denken Sie sich, dass es ganz sinnvoll ist, dass der Staat – nicht zuletzt dank der Wehrpflich­t – eine Personalre­serve hat, die er systemkrit­ischen Institutio­nen (ja, dazu gehört das Postwesen) auf Knopfdruck zur Verfügung stellen kann? In einer Win-win-Situation: Der Post ist mit rasch verfügbare­m Personal geholfen, der Staat verdient ein Zubrot für Truppen, die er so oder so hat.

Es ist eine alte Frage, die sich da stellt – eine, die seit der Wehrpflich­t-Volksbefra­gung vor sieben Jahren, in deren Vorfeld vor allem deren Kehrseite, der Zivildiens­t, diskutiert worden ist, vor sich hin schwelt: Wozu braucht es eigentlich Tausende junge Männer in Uniform? Dass in der Coronakris­e solche Einsätze das Augenmerk auf die vielen, vielen Hilfsleist­ungen des Heeres lenken – manche sinnvoll, wie Brückenbau­ten, andere weniger, wie Pisten-Präpariere­n – könnte Ausgangspu­nkt für eine ehrlichere Debatte sein.

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