Vom Wehrigel zum Postfuchs
Soll das Heer dem Konzern Post aushelfen?
Was denken Sie, wenn Sie hören, das Bundesheer setzt derzeit mehrere Hundert Soldaten, darunter auch zig Grundwehrdiener, dazu ein, Briefe und Pakete für die Post zu sortieren?
Vielleicht, dass es eigentlich nicht der Job jugendlicher Zwangsarbeiter ist, von der Republik an einen Milliardenkonzern verliehen zu werden, der ihr dafür 30 Euro pro Stunde überweist – weniger als ein Zwölftel dessen, was ein Grundwehrdiener vom Staat im Monat bekommt? Noch dazu in Zeiten, in denen die Arbeitslosigkeit ohnehin massiv steigt?
Oder denken Sie sich, dass es ganz sinnvoll ist, dass der Staat – nicht zuletzt dank der Wehrpflicht – eine Personalreserve hat, die er systemkritischen Institutionen (ja, dazu gehört das Postwesen) auf Knopfdruck zur Verfügung stellen kann? In einer Win-win-Situation: Der Post ist mit rasch verfügbarem Personal geholfen, der Staat verdient ein Zubrot für Truppen, die er so oder so hat.
Es ist eine alte Frage, die sich da stellt – eine, die seit der Wehrpflicht-Volksbefragung vor sieben Jahren, in deren Vorfeld vor allem deren Kehrseite, der Zivildienst, diskutiert worden ist, vor sich hin schwelt: Wozu braucht es eigentlich Tausende junge Männer in Uniform? Dass in der Coronakrise solche Einsätze das Augenmerk auf die vielen, vielen Hilfsleistungen des Heeres lenken – manche sinnvoll, wie Brückenbauten, andere weniger, wie Pisten-Präparieren – könnte Ausgangspunkt für eine ehrlichere Debatte sein.